Steht eine Beerdigung an, kommt bei der Organisation unweigerlich die Frage nach der Art der Bestattung, des Sarges, der Musik und der Rituale auf, die in die Gestaltung der Beerdigung einfließen sollen. Nicht zuletzt spielt auch der Kleidercode eine wichtige, nicht unerhebliche Rolle.  

Mit diesem Artikel möchte ich dir Tipps für eine Gestaltung einer Beerdigung mit individuellen, persönlichen Parts geben, die dazu beitragen können, den Verstorbenen in die Mitte zu holen und an ihn zu gedenken.

Daneben beschreibe ich, welche traditionellen Begebenheiten es für Beerdigungen in Deutschland gibt. Dazu wie du Wünsche des Verstorbenen einfließen lassen kannst und was du dabei beachten solltest.

 

 

Beerdigung ganz individuell: Im blauen Sarg zu Grabe getragen

 

Das habe ich erlebt…

Einige der Trauergemeinde waren irritiert, als sie Tante Friedas blauen Sarg mit dem Wappen ihres heimischen Karnevalvereins sahen. Erstrecht darüber, dass Trauernde Faschingskappen- und Jacketts trugen.

Zum Hintergrund muss man wissen, dass Tante Frieda für den Fasching lebte und in ihrem Leben sich vieles um die sogenannte fünfte Jahreszeit drehte. Nebenbei war sie sogar Gründungsmitglied des örtlichen Faschingsvereins und war Leiterin der dortigen Funkenmarie-Tanzgruppe. In ihrem Fall konnte es keine andere Option geben, als in einem Sarg in den Vereinsfarben zu Grabe getragen zu werden.

 

 

Gestaltung der Beerdigung: Frage nach Individualität und Tradition

 

Erlaubt ist, was gefällt? Gilt dieser Grundsatz auch für Beerdigungen? Ist das Individuelle, Persönliche grundsätzlich stärker zu gewichten als hiesige Traditionen? Dabei stellt sich die Frage, wie viel Toleranz der Trauergemeinde zuzumuten ist.

Oder sind die individuellen Wünsche der Tradition unterzuordnen, aus Respekt dem Verstorben und den Angehörigen gegenüber? Ist das Abweichen von Traditionen als pietätlos oder gar als würdelos gegenüber dem Verstorbenen und der Trauernden zu bewerten? 

Ich glaube, es gleicht immer einer Gratwanderung, den Wünschen des Verstorbenen gänzlich gerecht zu werden, gleichzeitig die Grundsätze der Traditionen einzuhalten und die Trauergemeinde nicht zu überfordern und Pietät zu bewahren.

 

Tipp: Besonderheiten vor der Beerdigung klären

 

Bei der Planung der Beerdigung ist es ratsam, besondere Wünsche mit nahen Angehörigen abzuklären und gegebenenfalls auch die Trauergemeinde im Vorfeld zu informieren. Dies kann helfen, Konflikte im Vorhinein zu entschärfen bzw. gar nicht erst aufkommen zu lassen. Manchmal braucht das Umfeld Zeit und die Möglichkeiten, sich auf die individuellen Besonderheiten einstellen zu können. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn auf der Beerdigung plötzlich nicht mehr der Verstorbene im Mittelpunkt steht, sondern die besonderen Begebenheiten. 

 

 

1. Sarg- und Blumenschmuck

 

Traditionell

Die Wahl des passenden Sarges und der Urne fällt traditionell eher schlicht aus. Wenig Schnörkel und unifarbenes Design. Meist wird der Sarg mit einem Blumenbukett mit den Lieblingsblumen des Verstorbenen versehen.  

 

Individuell

Doch wie wäre es, wenn es statt eines schlichten Sarges ein bunter, knalliger Sarg geben würde, auf den jeder Trauernde eine Widmung oder etwas Kreatives beisteuern könnte?

Tante Frieda äußerte bereits zu Lebzeiten den Wunsch, in einem blauen Sarg zu Grabe getragen zu werden, auf dessen Deckel das Wappen ihres Karnevalvereins gemalt ist. 

Ich persönlich empfand es als besondere Wertschätzung für Tante Frieda, ihrem Wunsch nachgekommen zu sein. Als ich ihren Sarg sah, huschte mir ein Lächeln übers Gesicht, denn ich war mir in diesem Moment sicher, dass dieser verrückte und individuell gestaltete Sarg Tante Frieda auch zum Schmunzeln gebracht hätte. „Das passt wie die Faust aufs Auge!“, wie sie zu sagen pflegte, wenn sie ausdrücken wollte, dass das eine ziemlich gute Idee ist.

 

2. Musikauswahl

 

Tradition

Traditionell fällt die Wahl eher auf getragene, schwere Musik, die die Traurigkeit und Betroffenheit der Trauergemeinde widerspiegelt. Wenn der Verstorbene einer Kirche zugehörte, findet sich dort ein Repertoire klassischer Kirchenlieder wie z. B. Großer Gott wir loben dich oder Jesus meine Zuversicht, die oft bei Beerdigungen gespielt werden.

 

Individuell

Doch was für ein Gefühl kommt auf, wenn stattdessen Rocksongs von Queen oder Stadionlieder eines Sportvereins gespielt werden? Laut, schrill und gar nicht traurig. Oder wie es bei Tante Frieda der Fall war, die Hymne ihres Karnevalvereines und Sequenzen entsprechender Faschingsklassiker?

Ich hatte in keinem Moment das Gefühl, dass pietätlos über den Verlust hinweggegangen und die Traurigkeit der Trauergemeinde missachtet wurde. Im Gegenteil, Tante Frieda war plötzlich sehr präsent. Ihr persönliche Musik half mir, mich an sie zu erinnern und mit ihr in Verbindung zu kommen. Ich fühlte mich in diesem Moment ihr nah und sie war mitten unter uns.

 

3. Kleidercode

 

Tradition

Die traditionelle Kleiderordnung auf Beerdigungen ist gedeckt, zurückhaltend und dunkel, vorzugsweise schwarz. Bunte, schrille, auffallende oder gar sexy Kleidung ist weniger angebracht. 

 

Individuell

Doch was wäre, wenn die Trauergesellschaft gar nicht dunkel und unauffällig gekleidet wäre? In Alltagskleidern, bunt und farbenfroh, vielleicht sogar in Motto-Shirts z. B. des Lieblings-Fußballvereins, dem der Verstorbene angehörte. Oder wie bei Tante Frieda eben in Karnevaljacketts des Elferrates.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie stolz Tante Frieda war, als sie davon erzählte, wie sie die Karnevalsgruppe mit ihrer Tochter aufgebaut hatte. Der Verein, der Karneval, das war Tante Friedas Leben, durch die sie Sinn und Zufriedenheit erfuhr. Ich empfand es als eine besondere Geste, sie im Festtagsoutfit zu verabschieden, um ihr damit eine besondere Wertschätzung entgegenzubringen.

 

4. Beerdigung und Rituale am Grab 

 

Traditionell

Traditionell richtet der Trauerredner oder Pfarrer letzte Abschiedsworte an die Trauergemeinde, ehe die Sarg- bzw. die Urnenbeisetzung erfolgt. Danach haben die Angehörigen bzw. die Trauernden die Möglichkeit, am Grab einen letzten Gruß an den Verstorben zu richten und dabei ein wenig Erde in das Grab zu streuen (Erdwurf). Wenn der Trauernde möchte, kann er an die Angehörigen, die der Tradition nach am Grab warten, persönliche Worte und Beileidsbekundungen richten. Es sei denn, die Angehörigen haben im Vorfeld darum gebeten, davon abzusehen.

Meist löst sich die Trauergemeinde nach dieser Zeremonie auf. Oft schließt sich aber auch ein Leichenschmaus unter Angehörigen und Freunden an, um noch einmal zusammenzukommen und an den Verstorbenen zu gedenken.

 

Individuell

Was für ein Gefühl kommt auf, wenn am Grab eine Traube Luftballons in die Luft steigen würden und die Trauernden damit eine persönliche Botschaft zum Verstorbenen in den Himmel schicken?

Oder wenn Briefe an den Verstorbenen in einer Feuerschale verbrannt werden und der Rauch die Botschaft symbolisch in den Himmel trägt.

Weitere Trauerrituale findest du über den Link. Alle Rituale sind auch für Kinder geeignet.

 

Trauerrituale

 

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