Wenn du trauerst, bist du oft dünnhäutig und sehr empfindlich. Dabei kann es sein, dass dich ein gut gemeinter Satz sehr verletzt oder wütend macht und dir sogar ein Gefühl des nicht verstanden seins vermittelt. Daher ist es wichtig, die Sätze, die man Trauernden entgegenbringt, sorgsam und zu überdenken.
 
Um dir den Umgang mit einem Trauernden zu erleichtern, möchte ich dir zum einen seine Situation kurz beschreiben. Und zum anderen deine möglichen Fragen und Unsicherheit aufgreifen, wie du dich ihm gegenüber verhalten und was du ihm sagen sollst. 
 
Folgend habe ich dir eine Liste mit Sätzen zusammengestellt, die Trauernde nicht hören wollen. Dazu findest du Vorschläge, was du stattdessen sagen könntest.   
 
 

Situation des Trauernden und des Umfeldes 

 

Situation des Trauernden
Als Trauernder befindest du dich in einer Ausnahmesituation. Seit dem Tod ist deine Welt nicht mehr die selbe. Auf der einen Seite möchtest du, dass der quälende Schmerz des Verlustes weggeht. Auf der anderen Seite hast du Angst davor, den verstorbenen Menschen ganz zu verlieren, wenn du aufhörst, an ihn zu denken. Der Schmerz ist deine letzte Verbindung zu ihm. 
 
Situation des Umfeldes

Wenn du auf einen Trauernden triffst, bist du dir möglicherweise unsicher, wie du mit ihm umgehen und was du ihm sagen sollst. Vielleicht frägst du dich dann:

 

  • Wie soll ich ihn trösten?
  • Soll ich ihn in Ruhe lassen oder mit ihm in Kontakt treten?
  • Soll ich mit ihm über den Verstorbenen sprechen, ihn ablenken und aufheitern?
  • Was ist, wenn ich im Gespräch weinen muss?
  • Was ist, wenn mich das Thema Tod überfordert und ich nicht damit umgehen kann?
 
Diese Gedanken und Gefühle beeinflussen dein Verhalten gegenüber dem Trauernden. Möglicherweise sagst du aus einer Hilflosigkeit oder Unsicherheit heraus Dinge, die den Trauernden wütend machen und verletzen – zumindest in den ersten Phasen der Trauer. Mehr zu den Trauerphasen findest du im Artikel zu den 4 Trauerphasen nach Verena Kast.
 
Dabei bedarf es meiner Erfahrung nicht immer vieler Worte. Es reicht völlig aus, dein ehrliches Mitgefühl auszudrücken oder auch deine Fassungslosigkeit oder Sprachlosigkeit zum Ausdruck zu bringen. 
 
 

 

Sätze, die ein Trauernder nicht hören will

 

1. Er oder sie war doch schon alt.

Diese Tatsache mag richtig sein, aber Trost findest du dadurch trotzdem nicht. Dein Fokus ist auf die vielen Dinge gerichtet, die jetzt nicht mehr da und nicht mehr möglich sind.

Besser: Es tut mir einfach leid. Ich hätte dir noch ein bisschen Zeit mit ihm / ihr gewünscht.

 

2. Das Leben geht weiter.

Das ist zwar Realität, aber es fällt dir einfach schwer, das so rational zu sehen. Seit dem Zeitpunkt des Todes steht für dich das Leben still. Plötzlich ist nichts mehr, wie es früher war und ein neuer Lebensentwurf muss sich erst noch entwickeln. An manchen Tagen fällt es dir schwer, dich überhaupt mit deinem neuen Leben zu beschäftigen, weil du am liebsten deinem Partner nachgehen würdest.

Besser: Wir wissen, dass das Leben weitergehen wird, aber nimm dir alle Zeit, die du brauchst, bis du dafür bereit bist, einen neuen Weg zu finden. Ich vertraue dir und wünsche dir viel Kraft.

 

3. Jetzt hast du genug getrauert, such dir einen neuen Partner.

Vielleicht soll dieser Satz Mut vermitteln und dich motivieren, dich aus der Isolation zu bewegen, wenn du bereits sehr lange in der Trauer verharrst. Du bekommst dadurch aber das Gefühl vermittelt, dass mit dir etwas nicht stimmt oder man dir die Trauer wegnehmen will. Du fühlst dich in diesem Moment unverstanden, weil du dir nicht vorstellen kannst, einen anderen Menschen zu lieben und ihn Teil deines Lebens werden zu lassen. Vielleicht reagierst du deshalb sogar wütend.

Besser: Dein Schmerz muss unendlich tief sein. Nehme dir die Zeit, die du brauchst. Ich wünsche dir viel Kraft. Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da.

 

4. Abschied nehmen zu müssen gehört zum Leben dazu.

Das stimmt. Im Laufe des Lebens wirst du mit allen möglichen Abschieden konfrontiert. Aber für diesen Moment hast du das Gefühl, du bist der einzige Mensch auf der Erde, der gerade trauert. Es fällt dir schwer, den Verlust zu akzeptieren.

Besser: Es muss unfassbar wehtun. Es tut mir aufrichtig leid und ich  wünsche dir viel Kraft.

 

5. Sei froh, dass ihr so lange zusammen sein konntet.

Das mag richtig sein und ist sicher ein Geschenk, eine lange Zeit gemeinsam gehen zu dürfen. Wenn deine Wunde noch frisch ist, ist es dir noch nicht möglich, dies so zu sehen, weil dein Blick ausschließlich auf den Verlust gerichtet ist.

Besser: Es tut mir aufrichtig leid und ich hätte euch noch mehr Zeit gewünscht.

 

6. Du bist noch jung, du findest wieder jemanden.

Möglicherweise soll der Satz ermutigen, den Fokus auf das Leben nach vorne zu richten. Aber gerade weil du so jung bist, fühlst du dich vom Leben um so mehr bestraft, weil du gerade andere Paare miterlebst, wie sie ihre gemeinsamen Kinder aufwachsen sehen und an ihrer Zukunft bauen. Du empfindest das Leben als ungerecht und du bist wütend.

Besser: Es muss für dich ein schlimmer Schmerz sein. Nehme dir die Zeit, die du brauchst. Wenn ich etwas für dich tun kann, bin ich gerne für dich da.

 

7. Wenigstens hast du noch die Kinder.

Das stimmt, Kinder können Halt geben und einem eine Perspektive eröffnen. Aber nicht selten fühlst du dich durch sie auch belastet. Du hast selbst kaum Kraft, dich über Wasser zu halten und sollst dich auch noch um deine Kinder kümmern. Außerdem erinnern dich die Kinder an deinen Partner, der nicht mehr da ist. Damit wirst du unweigerlich mit deiner Trauer konfrontiert.

Besser: Ihr könnte euch gegenseitig Mut und Kraft schenken, diesen Schmerz zusammen durchzustehen und dadurch noch mehr zusammen zu wachsen.

 

8. Jetzt reiß dich mal zusammen.

Es könnte sein, dass der Satz darauf abzielt, an das Weiterleben zu denke. Du fühlst dich dadurch aber unverstanden. Du musst dich im Alltag ohnehin ständig zusammenzureißen. Vielleicht fühlst du dich müde und kraftlos und schaffst es trotzdem nicht, über dein Leid hinauszudenken und deinen Kindern Hoffnung zu geben.

Besser: Es tut mir leid und ich kann mir nicht vorstellen, wie tief dein Schmerz sein muss. Ich wünsche dir aus vollstem Herzen viel Kraft.

 

9. Andere sind noch schlimmer dran.

Es ist in jeder Situation etwas Schlimmeres denkbar. Für dich ist dies nur wenig tröstlich. Du spürst in diesem Moment nur deinen Verlust und dein Leid. Die Vorstellung, dass es anderen schlechter geht, daran kannst du gerade nicht denken.

Besser: Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. (Es ist völlig in Ordnung, dies genau so auszudrücken und seine persönliche Unsicherheit oder Sprachlosigkeit zum Ausdruck zu bringen)

 

10. Wer weiß, was ihm dadurch erspart blieb.

Vielleicht ist dies tröstlich gemeint. Du spürst aber nur deinen Verlust. Was dem Verstorbenen möglicherweise erspart geblieben ist, kannst du erst mit der Zeit für dich herausfinden.

Besser: Auch wenn der geliebte Mensch nicht mehr da ist, wird er immer in deinem Herzen weiterleben und dich begleiten. Das was bleibt, ist die Liebe und eure gemeinsamen Erinnerungen. 

 

11. Es war Gottes Wille.

Für viele Trauernden ist dieser Satz kein Trost. Obwohl du vielleicht gläubig bist, kannst du es nicht verstehen, dass dir jemand einen so schmerzhaften Verlust zumutet. „Der liebe Gott kann nicht mein Freund sein, wenn er mich so leiden lässt!“

Besser: Seine persönliche Weltansicht für sich behalten. 

 

12. Das schaffst du schon.

Das mag zwar gut gemeint sein, du fühlst dich trotzdem nicht verstanden. Du fragst dich, woher jemand wissen will, wie es in dir aussieht. Du weißt es ja selbst nicht, wie du alles schaffen sollst.

Besser: Nichts ist mehr wie es war, alles wird nun anders sein. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. 

 

13. Du musst mehr unter Menschen gehen.

Der Satz möchte den Trauernden dazu bewegen, dass es ihm besser gehen und er sich von der Trauer lösen soll. Du hingegen fühlst dich unverstanden, weil es für dich nicht möglich ist, dich unbeschwert unter Menschen zu bewegen und dich dabei zu amüsieren. Verabredungen sind schwierig, weil es nicht klar ist, wie du dich zu diesem Zeitpunkt fühlst und ob du Kraft dazu hast.

Besser: Nehme dir so viel Zeit wie du brauchst. Wenn du Unterstützung brauchst, bin ich für dich da. 

 

14. Ich weiß genau, wie du dich fühlst.

Sicher möchte man mit diesem Satz zu verstehen geben, sich in den Trauernden aufgrund eigener Trauererfahrungen hineinversetzen zu können. Es ist aber nicht möglich, genau zu wissen, wie es jemandem geht. „Woher will jemand wissen, wie es mir geht!“ Vielleicht ist es lediglich zu erahnen, was derjenige gerade durchmacht. 

Besser: Ich kann mir nicht vorstellen, wie tief dein Schmerz ist. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.   

 

15. Du bist doch noch jung, du kannst noch ein Kind bekommen.

Vielleicht möchte man etwas Hoffnungsvolles sagen und dabei Zuversicht vermitteln. Du hast dein geliebtes Kind verloren und es macht dich wütend, wenn jemand meint, dass du dein Kind loslassen und es ersetzen sollst. Für dich ist es das Wertvollste, was es gibt, du bist nicht bereit, in eine Zukunft ohne das Kind zu denken.

Besser: Niemals Aussagen zur Situation machen, sondern aufrichtiges Mitgefühl vermitteln. Es tut mir unfassbar leid. Mir fehlen die Worte.

 

16. Höre auf, dich selbst zu bemitleiden.

Sicher steht hinter diesem Satz eine gute Absicht. Möglicherweise möchte man den Trauernden wachrütteln, sich einen Schritt ins Leben zu bewegen. Du fühlst dich aber nicht verstanden. „Wie kann er so etwas sagen, wenn er noch nie jemanden verloren hat!“

Besser: Es muss unfassbar wehtun. Es tut mir aufrichtig leid. Ich wünsche dir viel Kraft, um irgendwann einmal weitergehen zu können. Aber alles zu seiner Zeit und in deinem Tempo. 

 

17. Wie geht’s dir?

Vielleicht ist es der Standardsatz, wenn man nicht weiß, was man sonst sagen soll. Natürlich kann auch ein ernst gemeintes Interesse dahinterstehen, zu erfahren, wie es dem Trauernden wirklich geht. Dir fällt es schwer, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Einerseits willst du niemanden überfordern und andererseits möchtest du dich nicht erzählen, wie es dir wirklich geht und du eigentlich noch durchhängst.

Besser: Mich interessiert es wirklich, wie es dir geht. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da. Wenn der Satz aus einer Unsicherheit heraus gesagt wird, besser vermeiden.  

 

18. Du siehst schon wieder ganz gut aus.

Vielleicht soll dieser Satz Trost und Hoffnung vermitteln, dass es jetzt aufwärtsgeht. Auch wenn der Satz ernst gemeint ist, denkst du bei dir: „Wenn er wüsste, wie es mir geht!“ Vielleicht fühlst du dich unverstanden.

Besser: Auch wenn es den Anschein hat, dass es dir etwas besser geht, darfst du dich darauf verlassen, dass ich dich auffange, wenn dich deine Trauer wieder erfasst. 

 

19. Die Zeit heilt alle Wunden.

Es kann sein, dass man auf diesen Satz zurückgreift, weil man irgendetwas Tröstliches sagen möchte. „Ich möchte meinen Schmerz nicht loslassen!“ Dein Schmerz ist das, was dich mit dem Verstorben verbindet, wieso solltest du dann diesen Schmerz loslassen? Du fühlst dich nicht verstanden und es macht dich wütend, wenn jemand in Aussicht stellt, dass der Schmerz irgendwann verschwindet.

Besser: Keine Zeit kann dir deine Wunden heilen. Aber es wird eine Zeit kommen, in der nur noch die Narben zu sehen und spüren sind.

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