Darüber redet man nicht!

Und trotzdem betrifft es so viele Frauen. Fehlgeburt, Sternenkind, Kleine Geburt sind ein gesellschaftliches Tabuthema, das allzu gern totgeschwiegen wird. Sternenkind ist der Name für ein Kind, das sich während der Schwangerschaft verabschiedet.

Weil mich das Thema aufgrund meiner eigenen Verlusterfahrung bewegt, möchte ich mit diesem Artikel allen Frauen eine Stimme geben, die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren haben. Dabei weiß ich, wie wichtig es sein kann, seiner Trauer den nötigen Raum zu geben und einen guten Umgang mit ihr zu finden. 

 

 

1. Zeit heilt nicht immer alle Wunden

 

Statistisch betrachtet endet jede dritte Schwangerschaft innerhalb der ersten 12 Wochen in einer Fehlgeburt. Diese Tatsache könnte einen dazu verleiten, darin nichts Ungewöhnliches erkennen zu wollen. Rational betrachtet mag das sogar richtig sein, die emotionale Ebene der betroffenen Frau spricht jedoch eine völlig andere Sprache.

Da war schon ganz viel Bindung!

Zum einen hat sich dein Körper hormonell auf schwanger eingestellt und zum anderen ist dir dein Kind, das du mit Liebe umgeben hast, bereits ans Herz gewachsen. Welch Erschütterung es bei einer Frau auslösen kann, wenn sie ihr Kind verliert, wird meiner Meinung nach unterschätzt und die mögliche Tragweite nicht erfasst. Dazu gibt es für Sternenkind-Eltern besonders für die betroffenen Frauen bislang zu wenig Raum, ihrer Trauer einen Ausdruck geben zu dürfen.

Die Zeit heilt nicht immer alle Wunden und ihr tief empfundener Schmerz kann noch Jahre nachwirken. Dazu kann die nicht verarbeitete Trauer und die dadurch einhergehende psychische Belastung sogar krank machen.

 

 

2. „Und plötzlich ist da diese Leere“

 

Wie viele Frauen ihren erlebten Verlust beschreiben. Von jetzt auf gleich musst du dein Kind loslassen, das du doch so liebst. Dabei hast du das Gefühl, dein Herz würde zerreißen. Es ist einfach unfassbar! 

Vielleicht hast du dein Kind bereits beim Ultraschall gesehen und warst voller Freude, als du sein schlagendes Herz auf dem Monitor entdeckt hast. In deinen Gedanken hattest du bereits eine Vorstellung, wie dein Kind aussehen könnte und hast dich mit ihm unterhalten. Ihr hattet eine innige Beziehung und all das soll jetzt nicht mehr sein?

Egal wie früh du auch dein Kind verloren hast, zurück bleibt immer ein Mutter-Herz, das voller Trauer ist und das um sein verlorenes Kind weint. Der empfundene Schmerz ist Teil eines Trauerprozesses, der gesehen und angenommen werden möchte. (Siehe mein Artikel zu den 4 Trauerphasen nach Verena Kast)

 

 

3. Darf ich mein Sternenkind überhaupt betrauern?

 

Dein Herz schmerzt und trotzdem stellst du dir wie viele anderen Frauen vielleicht die Frage, ob es legitim ist, dein Sternenkind betrauern zu dürfen.

Du hast geglaubt. wenn du darüber redest, wird es dir besser gehen. In einem Moment hast du dir ein Herz gefasst und hast von deinem Verlust erzählt. Aber statt Verständnis bekamst du Kommentare, die dich darin bestärkten, deinen Schmerz weiterhin zu unterdrücken.

Dabei ist zu erwähnen, dass der Umgang mit trauernden Menschen vielen nicht leicht fällt und mit Unsicherheit einhergehen kann. Daneben ist die Trauer anderer schwer auszuhalten, wenn du deiner eigenen Trauer keinen Raum gibst. Vielleicht fallen dann Sätze, die Trauernde sehr verletzen können.  

  • Das kommt oft vor, vor allem in den ersten 12 Schwangerschaftswochen.
  • Es war doch gar kein richtiges Kind!
  • Genetik ist kompliziert, da kann schon mal was schiefgehen. 
  • Das nächste Mal klappt es bestimmt.
  • Stell dir vor, das Kind wäre behindert gewesen, dann ist es besser, wenn es frühzeitig abgeht.  

Vielleicht in guter Absicht gesagt, um dich zu trösten, deinen Verlust zu relativieren und dein Augenmerk auf etwas Positives zu richten. Getröstet haben dich diese Worte aber nicht! Stattdessen bist mit einem Gefühl der Ohnmacht zurückgeblieben und hast dich gefragt, warum du überhaupt trauern sollst, wenn deine Trauer ohnehin keinen Raum findet. So bist du mit ihr und deinem tiefen Schmerz, der nicht sein durfte, allein geblieben. Du hattest keine andere Wahl, als deine Trauer zu unterdrücken, um weitergehen und irgendwie im Alltag funktionieren zu können!

In Momenten, in denen dich deine Trauer erfasste, hast du für dich geschlussfolgert, dass du einfach zu sensibel bist, um mit so etwas Normalen fertig zu werden. Schließlich sollte man das als erwachsene Frau wegstecken können – dachtest du. Vielleicht wolltest du damit einer gesellschaftlichen Erwartungshaltung gerecht werden und entsprechen.

Tipp zum Umgang mit Trauernden: 19 Dinge, die Trauernde nicht hören wollen 

 

 

4. Weil es keinen Raum für Trauer gibt…

 

In Gesprächen mit betroffenen Frauen konnte ich erfahren, wie viele von ihnen noch  Jahre später unter ihrem Verlust litten. Sie waren nicht selten traumatisiert, besonders dann, wenn der Verlust sich plötzlich ereignete und mit körperlichen Schmerzen oder mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden war. In vielen Fällen nahmen sie sich keine Zeit für ihre Trauer und gingen ohne Pause in ihren Alltag zurück.

  • Vielleicht hattest du dich sogar um eine professionelle Unterstützung bemüht und musstest feststellen, und es kaum bis gar keine Beratungsangebote für Frauen gibt, die eine Fehlgeburt erlitten haben. 
  • Oder du hast dich erst gar nicht auf die Suche nach einem Hilfsangebot gemacht, weil du dich nicht berechtigt fühltest, dich „wegen so etwas Normalem“ beraten zu lassen. Möglicherweise hast du sogar geglaubt, dass du jemandem anderen einen Platz wegnimmst, dem es noch viel schlechter geht als dir.

Ich habe das Gefühl, gerade weil es für das Thema Kindsverlust in der Schwangerschaft wenig Raum für Trauer gibt, haben betroffene Frauen ein großes Bedürfnis, möglichst schnell in den Alltag zurückzukehren. Vielleicht auch deshalb, um ein Stück zu vergessen. Die Zeit heilt alle Wunden. Vielleicht glaubst du, dass es irgendwann leichter wird, je mehr Zeit vergeht. 

 

 

5. Die Trauer zulassen

 

Ich glaube nicht, dass ein Vergessen auf Dauer möglich ist, denn Trauer und Schmerz zu unterdrücken ist kräftezehrend und anstrengend. Im Laufe der Zeit wird es immer Phasen geben, in denen dich diese nicht verarbeitete Trauer überrollt. Aus diesem Grund finde ich es um so wichtiger, dass du deiner Trauer den Raum gibst, den sie bedarf, um den erlebten Verlust in dein Leben integrieren zu können.

Aber auch das geht nicht von heute auf morgen und braucht Geduld. Aber indem du deine Trauer überhaupt zulässt, ist der erste Schritt getan, um sie annehmen und einen Weg zu finden, wie du mit dem Verlust weiterleben kannst. 

 

 

6. Möglichkeiten, deiner Trauer Raum zu geben

 

Es gibt verschiedene Wege, wie du deiner Trauer einen Ausdruck geben kannst. Suche für dich den Weg aus, der am besten zu dir passt und mit dem du dich am wohlsten fühlst. Folgend möchte ich dir dazu drei Möglichkeiten an die Hand geben.

1. Erinnerungskissen mit Gestaltgespräch

Mit einem Erinnerungskissen mit Gestaltgespräch kann ich dich unterstützen, Wege zu finden, wie du dein Kind mit in dein neues Leben nehmen und ihm einen würdigen Platz geben kannst. Im Prozess gestalten wir aus den Eindrücken unseres Gespräches dein persönliches Erinnerungskissen, das ich für dich nähen werde. Damit hast du etwas Greifbares in den Händen, das du an dich drücken kannst, wenn dich die Wellen der Trauer erfassen. Daraus kannst du Kraft und Zuversicht schöpfen.

2. Kreative Arbeiten

Bei einer kreativen Arbeit kannst du deiner Trauer eine Form geben, um so das Unbegreifliche greifbar zu machen. Das kann zum einen sehr tröstlich sein und zum anderen dir neue Perspektiven zeigen. Ich biete hierzu Trauer-Workshops an, in denen du dein persönliches Erinnerungskissen nähen kannst. 

3. Trauerrituale 

Trauerrituale, Liste

Trauerrituale können tröstlich sein und dir helfen, einen Umgang mit dem Verlust zu finden und gleichzeitig Erinnerung an dein Kind zu bewahren. Hierzu möchte ich dir die wunderschön designten Ritual-Boxen von Stella Ponto empfehlen. Daneben habe ich dir meine Liste mit den 12 schönsten Trauerritualen zusammengestellt, die du kostenlos herunterladen kannst. Vielleicht kannst du eine der Ideen für dich umsetzen.

 

 

7. Meine Geschichte: Als ich mein Sternenkind Jonathan wieder traf

 

Mein Sternenkind Jonathan musste ich in der 14. Schwangerschaftswoche gehen lassen. Jahre später traf ich es im Rahmen einer Aufstellung wieder und konnte dabei spüren, wie stark meine Trauer über den Verlust noch präsent war – nicht offensichtlich, aber tief in meinem Herzen.

Mein Kind hatte ein Geschenk für mich dabei! Vor vier Jahren war ich noch als Aromakissen-Werkstatt unterwegs. Damals überbrachte mein Sternenkind die Botschaft, dass es Pate eines besonderen Kissens sei, das über alle meine Kissen strahlt. Dieses Kissen hatte einen blauen Bezug, auf dem Sterne zu sehen waren und es sollte eine Art Verbindungskissen sein, das zwei Menschen im Herzen wieder zusammenführt. Den Begriff Erinnerungskissens kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Die Vorstellung, dass mich mein Sternenkind bei meiner Arbeit unterstützt, fand ich berührend und heilsam zugleich. Gleichzeig hatte ich das Gefühl, dass durch unsere neue Verbindung eine besondere Energie zwischen uns zu fließen begann, die von Liebe erfüllt war und immer noch ist.

Es sollte noch einige Monate dauern, bis mich meine Kundin Tanja beauftragte, für sie ein Erinnerungskissen an ihren Papa zu nähen (Siehe dazu den Artikel: Papa war mein großer Held!. Das war mein erstes Erinnerungskissen! Was dabei passierte, war für mich berührend und traf mich mitten ins Herz. Seit dieser Zeit ist das Erinnerungskissen mein absolutes Lieblingskissen. Bei meinen Gesprächen ist es immer wieder schön zu spüren, wie neue Verbindungen entstehen und zwei Herzen sich wieder zusammentun. 

Mein Sternenkind hieß übrigens von Anfang an Jonathan. Der Name bedeutet übersetzt Geschenk Gottes. Ich finde, es könnte keinen schöneren und passenderen Namen für dieses, mein besondere Kind geben.

 

 

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