Wenn du einen lieben Menschen verloren hast, bist du von Trauer und Schmerz erfüllt. Dazu erfassen dich fast immer Schuldgefühle. Ich glaube jedoch, dass die meisten von ihnen unbegründet sind. Du hast dein Bestes gegeben oder du konntest es nicht wissen, was in diesem Moment, zu dieser Stunde, an diesem Tag passiert.
Schuldgefühle können dich lange Zeit begleiten und dich sehr belasten. Bei der Trauerverarbeitung ist es deshalb wichtig, dass du einen Umgang mit ihnen findest, damit du frei von Schuldgefühlen in dein Leben gehen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Der Grund für Schuldgefühle
Vor allem wenn sich der Tod plötzlich ereignete, ist es für viele Trauernde anfangs schwer zu begreifen, dass der geliebte Mensch nicht mehr da sein soll. Alles ist unfassbar! Aus Verzweiflung, weil der Grund für dich noch nicht greifbar ist, kann es sein, dass du dich selbst für seinen Tod verantwortlich machst. Manchmal kommt es vor, dass du sogar einem anderen die Schuld gibst. All das sind normale Trauerreaktionen und sind Teil eines Trauerprozesses (Siehe auch Traueraufgaben nach Worden, Vier Trauerphasen nach Verena Kast)
Schuldgefühle entstehen auch, weil du dir tief im Inneren wünschst, dass es anders gekommen wäre. Vielleicht denkst du, dass du den Tod deines geliebten Menschen hättest verhindern können.
- Vielleicht glaubst du, dass du nicht das Richtige getan hast, um dem Verstorbenen zu helfen.
- Oder du machst dir Vorwürfe, dass ihr zu wenig Zeit miteinander verbracht habt.
- Oder es gab einen Streit, der jetzt nicht mehr aufgelöst werden kann.
- Oder du hast eine Situation falsch eingeschätzt und hast zu spät reagiert.
- Oder du hast zugelassen, dass dein geliebter Mensch z. B. eine Reise unternimmt, auf der er gestorben ist.
- Oder du machst dir Vorwürfe, dass du in der Stunde seines Todes nicht da warst und ihn allein gelassen hast.
Weil der Verstorbene nicht mehr da ist, gibt es auch keine Möglichkeit, Dinge im Nachhinein zu klären und dass er dir deine Last abnimmt. Was bleibt, ist, dass du mit deinen Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen allein bleibst und dich mit ihnen schlecht fühlst.
Der einzige Weg, der dir jetzt bleibt, dich von deinen Schuldgefühlen zu lösen, ist, dir selbst zu verzeihen.
Schuldgefühle können dich belasten
Schuldgefühle können an deiner Substanz nagen, unter Umständen sogar zermürben und in dir das Gefühl auslösen, dich klein und wertlos zu fühlen. Dazu können sie dir implizieren, dass du ein schlechter Mensch sein musst, weil du aus deiner Sicht nicht richtig gehandelt hast.
Wie kannst du mit dieser Last weiterleben?
Als meine Oma gestorben war, kamen bei mir Schuldgefühle auf, weil ich sie nicht so oft im Altenheim besucht hatte, wie ich das gerne getan hätte. Ich hätte mir gewünscht, mit ihr mehr Zeit zu verbringen, ihr Gesellschaft zu leisten und ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein ist. Zu allem fielen Äußerungen, die mich trafen, verletzten und in mir das Gefühl verstärkten, zu wenig gegeben zu haben.
Erst Jahre später schaffte ich es, mir selbst zu verzeihen und die Verantwortung für die verletzenden Äußerungen abzugeben. Manchmal gibt es Umstände, die es nicht möglich machen, dass du mehr tun kannst, als du das gerne möchtest.
Das Heim meiner Oma lag 45 km von unserem Wohnort entfernt. Wir hatten zwei kleine Kinder, bauten ein Haus, mein Mann machte eine Weiterbildung und ich ging einem Halbtagsjob nach. Dazu hatten wir wenig bis keine Unterstützung und manchmal war ich mit meinen Energiereserven selbst am Ende.
Heute weiß ich, dass ich nichts falsch oder zu wenig gemacht habe. Ich darf für mich erkennen: Ich habe es trotz dieser Umstände geschafft, meine Oma einmal im Monat zu besuchen, weil sie mir wichtig war. Und nicht: Ich besuchte sie nur einmal im Monat, weil ich mir nicht so viel Zeit für sie nehmen wollte.
Um sich von Schuldgefühlen zu befreien, ist es wichtig, die Situation im Kontext zu sehen und den Gesamtzusammenhang herzustellen.
Zeichen der Liebe
Dass du überhaupt Schuldgefühle hast, zeigt, dass dir dein geliebter Mensch und die Verbindung zu ihm wichtig ist und du nur das Beste für ihn wolltest. Um dich von den Schuldgefühlen lösen zu können, ist es hilfreich an den Ausgangspunkt, bevor dein geliebter Mensch gestorben ist, zurückzukehren. Was war zu einem bestimmten Zeitpunkt der Grund für dein Handeln?
- „Hätte ich ihm nur diesen Rat gegeben, wäre das nicht passiert.“
Grund: Du wolltest dich nicht mit guten Ratschlägen in das Leben deines geliebten Menschen einmischen und ihm seine eigenen Entscheidungen lassen. Aus Liebe und Respekt vor seinem Leben!
- „Hätte ich mir nur mehr Zeit für ihn genommen.“
Grund: Du hast geglaubt, dass euch noch genug Zeit miteinander bleibt. Jetzt betrauerst du die Zeit, die euch genommen wurde. Aus Liebe zu deinem geliebten Menschen.
- „Hätte ich diesen Streit nicht angefangen, jetzt kann ich mich nicht mehr entschuldigen.“
Grund: Wenn du gewusst hättest, dass ihr euch nicht mehr sehen würdet, hättest du den Konflikt geklärt, bevor du dich verabschiedest. Du hättest nicht gewollt, dass jemand durch das Ungeklärte leidet – aus Liebe.
- „Hätte ich gewusst, dass die Situation so akut ist, hätte ich anders gehandelt.“
Grund: Du hast nicht geglaubt, dass es so schlimm um ihn steht. Niemals hättest du zugelassen, dass dein geliebter Mensch leidet und ihm etwas Schlimmes zustößt – aus Liebe.
- „Hätte ich gewusst, dass er sich in Gefahr begibt, hätte ich niemals zugelassen, dass er diese Reise unternimmt.
Grund: Du hast gewusst, dass die Reise wichtig für deinen geliebten Menschen ist, deshalb hast du ihn gehen lassen – aus Liebe und Respekt vor seinem Leben.
- „Hätte ich gewusst, dass er in dieser Stunde stirbt, hätte ich ihn nie allein gelassen.“
Grund: Niemals hättest du zugelassen, dass dein lieber Mensch sich allein fühlen muss – aus Liebe zu ihm.
Abschließend: Zwei Gedichte zum Thema Schuldgefühle und Verzeihen
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So ein spannender Artikel über so ein wichtiges Thema. Ich danke dir dafür!
Liebe Grüße,
Hannah
Liebe Hannah, Danke für deine Rückmeldung. Liebe Grüße Nicole