Die Entstehung von Tanjas (Name abgeändert) Erinnerungskissen ist für mich etwas Besonderes, weil dabei mein erstes Erinnerungskissen in der heutigen Form entstand. Zu dieser Zeit hatte ich bereits Erinnerungskissen im Sortiment, allerdings waren diese darauf ausgerichtet, aus Secondhandkleidern neue Dinge zu schaffen und dabei Erinnerungen zu konservieren. So nähte ich für eine Kundin aus einer ausrangierten Bluse ein „Schweden-Erinnerungskissen“. Diese Bluse trug sie damals in ihrem Schweden-Urlaub.
Dann fragte mich Tanja, ob ich ihr ein Erinnerungskissen an ihren Papa nähen könnte. Das war für mich etwas Neues und ich hatte Lust für sie ein solches persönliches Kissen zu nähen.
Inhaltsverzeichnis
Das Erinnerungskissen entsteht
Unser Gespräch war sehr emotional und es berührte mich, welche warmherzigen Worte Tanja für ihren Vater fand. „Er war mein großer Held, weil er für alle immer da war, ich konnte mich immer auf ihn verlassen!“ Ich spürte Tanjas große Verbundenheit zu ihrem Vater.
Tanja erzählte von einem für sie wichtigen Tuch, das sie seit dem Tod ihres Vaters vor 21 Jahren im Schrank aufbewahrte. Ihre Idee war es jetzt, diesem Tuch einen neuen Platz zu geben und es in ein Kissen einarbeiten zu lassen.
Ich hatte das Gefühl, dass etwas in Heilung kommen darf. Ich spürte, wie sich Tanja ihrer Trauer öffnete und den Schmerz über ihren Verlust zulassen konnte. Dabei ist festzuhalten, dass ein Trauerprozess bei jedem Menschen unterschiedlich verläuft. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es manchmal Jahrzehnte braucht, um diesen Verlust-Schmerz zulassen zu können. Siehe dazu mein Artikel zu den „Vier Trauerphasen nach Verena Kast„.
„Den Wald und die Tiere, die liebte mein Papa.“ Tanjas Vater war gern in der Natur unterwegs. Bei unserem Gespräch erinnerte sie sich an die vielen gemeinsamen Waldspaziergänge, bei denen ihr Vater ihr die Tiere des Waldes erklärte. Für das Kissen suchten wir passenderweise Waldmotive aus und in das Kissens kam eine Zirben-Füllung.
Beim Nähen hatte ich den Impuls, auf der Rückseite des Kissens noch ein Herz aufzunähen, das als Symbol für eine neue Art der Verbundenheit stehen sollte. Es soll Tanja daran erinnern, ihr Augenmerk auf Dinge zu richten, die sie mit ihrem Vater verbindet und weniger darauf, was sie verloren hat. Wann immer Tanja das Bedürfnis hat, ihrem Vater nahe zu sein, darf sie ihr Erinnerungskissen ganz fest an sich drücken und sich mit ihm in Gedanken verbinden.
Ich verpackte das Kissen und schon wenige Tage später ging Tanjas Kissen auf seine Reise.
Persönliches Erinnerungskissen mit Gestaltgespräch
Tanjas Antwort
Ein paar Tage später erreichte mich eine E-Mail von Tanja.
„So, nun sitze ich da und heule. Dein Text ist so wunderbar geschrieben. Nach 21 Jahren darf meine Seele endlich zur Ruhe kommen. Und das ist dein Verdienst! Ich Danke dir so sehr! Du hast mir etwas gegeben, wovon ich nicht gedacht hätte, dass es so einfach sein kann. Der Socken meiner verstorbenen Hündin Ayla ist bei meinem Papa gut aufgehoben. Sie trug ihn an ihrem letzten Tag, weil ihr Ballen entzündet war. Ich habe ihn wie auch das Tuch nie gewaschen. Das Kissen ist mein ständiger Begleiter und aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Ich danke dir von Herzen.“
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