Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Sterben, Tod und Trauer aus der Tabuzone zu holen und diese ins Bewusstsein der Menschen und der Gesellschaft zu holen. Einfach mitten ins Leben, um so zur Heilung zu finden.“ Susanne Schlenker 

Susanne Schlenker: Coaching, Resilienz- und Achtsamkeitstraining, Sterbe- und Trauerbegleitung zertifizierter DBVC-Professional Coach aus Östringen. Website Schlenker Impulse

 

 


 

Susanne und ich kennen uns über unsere gemeinsame Bekannte und eine meiner Mitbloggerinnen Korina Dielschneider. Uns verbindet das Thema Trauer und Trauerbegleitung.

Susanne ist Trauerbegleiterin für Privatleute und gern gebuchte Referentin zu diesem Thema. Daneben arbeitet sie deutschlandweit als Trauerbegleiterin in Großfirmen. 

Wir verabredeten uns zu einem Spaziergang, dabei erzählte mir Susanne ihre Geschichte wie sie zur Trauerbegleitung gekommen ist und wie ihre Arbeit aussieht. Ich lernte Susanne als warmherzige und feinfühlige Frau kennen, mit der es mir sehr leicht fiel, über das oft tabuisierte Thema Trauer und Tod in aller Tiefe zu reden.

 

 

1. Wie bist du zur Trauerbegleitung gekommen?

 

Das war ein ziemlicher Schock für uns alle! Als meine Kinder 13 und 16 waren erkrankte mein Ex-Mann an Krebs. Ich musste diesen Schicksalsschlag erst einmal selbst verdauen und gleichzeitig Stütze für meine Kinder sein. Außerdem wusste ich nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll und habe mich völlig hilflos gefühlt. Auf meine vielen Fragen fand ich nirgendwo Antworten. 

  • Wieviel darf ich meinen Kindern sagen?
  • Soll ich ihnen die Wahrheit sagen? 
  • Wie kann ich es meinen Kindern vermitteln, dass ihr Vater vielleicht sterben könnte?

Dann ging ich in unsere örtliche Bücherei, um nach passender Literatur zu suchen. Zu meinem Erstaunen fand  ich dort einen ganzen Tisch mit Trauerliteratur vor, die Hälfte der Bücher handelten von Trauer bei Kindern. Auf einem anderen Tisch lag Literatur zum Thema Trauer und Tod bei Familienangehörigen. War das ein Zufall? Im nachhinein betrachte ich das als Fügung. 

 

2. Was hätte dir geholfen?

 

Gerade wenn man es am meisten braucht, merkt man, was man vermisst. Damals stellte ich fest, dass es zum Thema Tod, Sterben und Umgang mit Trauer und Erfahrung nichts Hilfreiches gab, das mir geholfen hätte. Mehr Wissen darüber hätte mir den Umgang sicher erleichtern können. In meinem Elternhaus z.B. thematisierten wir das Thema Tod und alles, was damit zusammenhängt, nie und redeten offen darübe. Es war ein absolutes Tabuthema.

 

Susanne schöpft aus der Natur ihre Kraft.

 

3. Wie hilfst du den Trauernden?

 

Mit meiner Arbeit möchte ich Trauernden das geben, was mir damals gefehlt hatte. Dabei geht es mir einerseits um die emotionale Begleitung aber auch um die Vermittlung von theoretischem Wissen. Um einen besseren Umgang mit dem Thema Sterben finden zu können, ist es hilfreich zu verstehen, wie ein Sterbeprozess abläuft und welche Phasen typischerweise damit verbunden sind.

Wenn das Leben zu Ende geht, wollen Sterbende oft nichts mehr essen oder trinken, was  auf eine ganz natürliche Reaktion des Körpers zurückzuführen ist. In dieser Phase werden im Gehirn körpereigene Opiate ausgeschüttet, was eine natürliche, schmerzlindernde Wirkung hat. Würde man Nahrung und Flüssigkeit zuführen, unterbricht man den natürlichen Sterbeprozess. Die Ausschüttung von Opiaten wird gehemmt und der Sterbende kann wieder Schmerz fühlen.

Ohne dieses Hintergrundswissen ist diese Phase für Angehörige oft schwer auszuhalten! 

 

4. Was erfüllt dich bei der Arbeit als Trauerbegleiterin?

 

Meine Arbeit erfüllt mich, wenn ich sehe, dass man Dinge noch klären kann, damit Sterbende friedlich gehen können und Angehörige versöhnt sind. Es ist mir ein Anliegen, Menschen dabei zu unterstützen, den Prozess des Sterbens und des Loslassens gut hinzubekommen und ihnen dabei ein Stück Sicherheit zu geben.

Gerade weil wir den natürlichen Umgang mit dem Tod und Sterben verlernt haben, möchte ich ein Stück Bewusstheit vermitteln. Dabei ist es mir wichtig, den Tod als etwas Natürliches anzunehmen zu können, das zum Leben dazugehört. Ich hoffe, mit dieser Herangehensweise die Angst vor ihm nehmen zu können.

Durch meine Arbeit sehe ich, dass der Loslass-und Trauerprozess dadurch erleichtert werden kann, indem man vor dem Sterben offene Dinge erledigt oder Konflikte klärt. Dies ist sowohl für den Sterbenden als auch für den Trauernden hilfreich. 

 

 

5. Was denkst du über den Tod?

 

Ich glaube, an ein Weiterleben der Seele nach dem Tod. Wir haben einen Körper, der uns für das irdische Dasein geliehen wurde. Wir sind aber mehr als nur unser Körper, denn wir haben eine Seele, die nach unserem irdischen Tod weiterlebt und in eine andere Form übergeht. Außerdem glaube ich, dass unsere Seele zu einem anderen gegebenen Zeitpunkt wieder inkarniert und wieder auf die Erde zurückkehrt.

Ich selbst habe keine Angst vor dem Tod aber vor dem Sterben und vor einem schweren Sterbeverlauf. Ich bin der Überzeugung, dass meine Zeit bereits feststeht, in der ich gehe und gerufen werde. Wenn die Zeit gekommen ist, dann ist sie eben da, egal wie alt ich dann bin.

Susanne Schlenker

 

6. Was ist das Besondere in deiner Arbeit?

 

Mit meiner Arbeit möchte ich ein Gefühl der Sicherheit, Bewusstheit und eine andere Perspektive auf den Tod und das Sterben vermitteln.

Einen Menschen zu verlieren ist ganz furchtbar, aber es stellt sich immer die Frage, wie man mit diesem Verlust umgeht. Ich glaube, dass man weiterhin in Kontakt mit unseren Verstorbenen bleiben kann. Das gibt mir Hoffnung und versöhnt mich ein bisschen mit dem Thema Tod.

Das Besondere in meiner Arbeit ist, dass ich für Sterbende oder auch für Trauernde Bilder bekomme. Mir ist es auch möglich, Kontakt zu den Verstorbenen herzustellen, dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ich bekomme die Bilder oder ich setze meinen Klienten in die Lage, dass er diese Bilder erhält. Dazu greife ich auf die Methode IADC zurück, die der amerikanische Psychologe Dr. Allan Botkin 1995 entwickelt hat. Im Prozess kann man Fragen stellen, Altes oder Konflikte können aufgelöst oder Frage beantwortet werden. Die Bilder sind sehr hilfreich und heilsam. 

 

7. Welchen Tipp würdest du jemandem geben, der gerade einen lieben Menschen verloren hat?

 

Ich habe jede Menge Tipps, wie man mit dem Verlust umgehen und die Trauer erleichtern kann. Alle meine Tipps habe ich in Videos aufgenommen (YouTube Schlenker Impulse: bitte Link kopieren https://www.youtube.com/channel/UCIQV7PXt5tiyuj1TmmZtpuA).

Was im Trauerprozess sehr hilfreich ist, ist die sogenannte vorgezogene Trauer. Wenn es um jemanden geht, der krank ist und es klar ist, dass er sterben wird. Anstatt sich gegen das Unvermeidbare aufzulehnen, rate ich dazu, die verbleibende Zeit qualitativ zu nutzen.

Oft erlebe ich, dass es in einen Streit mündet, wenn der Sterbende sich gegen eine Behandlung entscheidet und die Angehörigen aber der Meinung sind, dass dies notwendig ist. Hierbei wird ganz viel wertvolle Lebenszeit versäumt. Wenn man hier einen guten Umgang findet, erleichtert es die Trauer nach dem Tod.

 

8. Danke, Susanne!

Vielen herzlichen Dank für das wirklich interessante Interview, das mir einen neuen Einblick in das Thema Sterben und Trauerbegleitung gegeben hat. Ich hoffe, dass das Thema aus der Tabuzone geholt wird und im Leben einen Platz  findet.

 

Ich habe Susanne auch von meiner Idee mit den Erinnerungskissen erzählt und sie war davon sehr angetan. Ein Erinnerungskissen kann helfen, seiner Trauer einen Platz zu geben. Wenn du mehr über das Erinnerungskissen lesen möchtest, dann findest du den Link unten.  

Annas Erinnerungskissen

 

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