Warum dieser Artikel?

 

Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Jemand stirbt – und plötzlich muss so viel organisiert, entschieden und geregelt werden. Neben der Trauer kommt ein Wust aus Papieren, Fragen und Unsicherheiten auf dich zu. Wer darf jetzt was entscheiden? Gibt es ein Testament? Und was hätte sich die verstorbene Person eigentlich gewünscht?

Ich habe in Gesprächen mit Trauernden erfahren, wie überfordernd dieser Moment sein kann – vor allem dann, wenn nichts vorbereitet ist. Gleichzeitig erzählen mir Menschen, wie sehr es ihnen geholfen hat, wenn alles geregelt war: liebevoll, vorausschauend, klar.

Mit diesem Artikel möchte ich dich ermutigen, rechtzeitig vorzusorgen. Nicht aus Angst, sondern aus Fürsorge. Für dich – und für die Menschen, die dir nahe stehen. Du bekommst hier eine klare, praktische Checkliste mit allem, was du regeln kannst: von der Patientenverfügung bis zur Bestattungsverfügung.

Es geht nicht darum, sofort alles perfekt zu machen. Es geht darum, anzufangen.

Ein wichtiger Hinweis:
Jeder über 18 sollte eine Patientenverfügung haben – weil die Eltern ab diesem Moment rechtlich nicht mehr automatisch entscheiden dürfen. Auch wenn du noch jung bist, lohnt es sich, rechtzeitig Klarheit zu schaffen – für dich selbst und für deine Familie.

 

1. Patientenverfügung – Deine Stimme, wenn du selbst nicht mehr entscheiden kannst

 

Mit einer Patientenverfügung legst du fest, welche medizinischen Maßnahmen du möchtest – oder ablehnst –, wenn du selbst nicht mehr ansprechbar bist. Du nimmst damit deinen Angehörigen schwierige Entscheidungen ab und sorgst dafür, dass in deinem Sinne gehandelt wird.

Was du klären solltest:

  • Deine persönlichen Daten (Name, Geburtsdatum, Adresse)

  • Welche Behandlungen du wünschst oder ablehnst (z. B. künstliche Ernährung, Beatmung, Wiederbelebung)

  • Konkrete Situationen, in denen deine Verfügung gelten soll (z. B. irreversibles Koma)

  • Deine persönlichen Werte und Überzeugungen

  • Unterschrift und aktuelles Datum

Tipp: Überprüfe deine Verfügung alle paar Jahre – deine Haltung kann sich mit der Zeit ändern.

 

2. Vorsorgevollmacht – Wer darf für dich entscheiden?

 

Mit einer Vorsorgevollmacht bestimmst du eine oder mehrere Personen, die im Ernstfall für dich handeln dürfen. Das betrifft z. B. medizinische Entscheidungen, Bankgeschäfte oder den Umgang mit Behörden.

Was du regeln kannst:

  • Wen du bevollmächtigst – wähle eine Person, der du vertraust

  • Für welche Bereiche die Vollmacht gilt (Gesundheit, Finanzen, Behörden)

  • Ob du zusätzlich eine Betreuungsverfügung möchtest

  • Ob eine notarielle Beglaubigung sinnvoll ist (vor allem bei Immobilienbesitz)

  • Wo die Vollmacht aufbewahrt wird – und wer darüber Bescheid weiß

Tipp: Du kannst deine Vollmacht im Zentralen Vorsorgeregister registrieren lassen – dann ist sie im Ernstfall schnell auffindbar.

 

3. Testament – Dein letzter Wille zählt

 

Mit einem Testament kannst du selbst bestimmen, wer was bekommt. Damit entgehst du der gesetzlichen Erbfolge – und möglichen familiären Konflikten.

Darauf solltest du achten:

  • Das Testament muss handschriftlich verfasst sein, mit Ort, Datum und Unterschrift

  • Du kannst frei entscheiden, wer was bekommen soll

  • Du kannst auch Vermächtnisse festlegen (z. B. ein Schmuckstück für eine Freundin)

  • Wenn du möchtest, kannst du einen Testamentsvollstrecker benennen

  • Es lohnt sich, das Testament beim Amtsgericht zu hinterlegen

Tipp: Lass dich im Zweifel rechtlich beraten – besonders bei komplexen Familienkonstellationen.

 

4. Dokumentenmappe – Alles an einem Ort

 

Wenn du eine übersichtliche Mappe mit deinen wichtigsten Unterlagen anlegst, ersparst du deinen Angehörigen im Ernstfall viel Aufwand und Unsicherheit.

Das gehört hinein:

  • Ausweisdokumente, Geburts- und Heiratsurkunden

  • Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament

  • Krankenversicherungskarte, Rentenbescheide

  • Kontoinformationen und Vollmachten

  • Wichtige Verträge und Versicherungen

  • Zugangsdaten zu digitalen Konten (gesondert und geschützt)

Tipp: Lege die Mappe an einem bekannten Ort ab – und informiere deine Vertrauensperson.

 

5. Bestattungsverfügung – Wie möchtest du gehen?

 

Du darfst selbst entscheiden, wie deine Bestattung aussehen soll. Das nimmt deinen Angehörigen in der Trauerphase viele Fragen und Unsicherheiten ab.

Mögliche Angaben:

  • Art der Bestattung: Erdbestattung, Feuer- oder Seebestattung

  • Bestimmter Friedhof oder Ort, der dir wichtig ist

  • Wünsche zur Zeremonie: Musik, Redner*in, religiöse Rituale

  • Wer soll informiert werden?

Tipp: Halte deine Wünsche schriftlich fest und sprich mit den Menschen, die sie später umsetzen sollen.

 

6. Finanzielle Übersicht – Ordnung ist Liebe

 

Wenn du deine Finanzen sortierst und dokumentierst, erleichterst du deinen Erben vieles – und beugst Missverständnissen vor.

Das solltest du sammeln:

  • Eine Übersicht über alle Konten, Sparverträge, Wertpapiere

  • Informationen zu Schulden, Krediten oder laufenden Verpflichtungen

  • Kontovollmachten für den Notfall

Tipp: Halte alles aktuell und einfach verständlich – du musst keine perfekte Buchhaltung führen.

 

7. Digitaler Nachlass – Was passiert mit deinen Online-Konten?

 

Dein digitales Leben hinterlässt Spuren – und oft viele offene Fragen. Was passiert mit deinen Profilen, E-Mails und Abos?

Was du tun kannst:

  • Eine Liste deiner wichtigsten Online-Konten anlegen (Social Media, E-Mail, Streaming etc.)

  • Passwörter in einem sicheren Passwortmanager speichern oder separat aufschreiben

  • Eine Person benennen, die sich im Notfall darum kümmern darf

  • Die Nachlassregelungen der Plattformen prüfen (z. B. „Gedenkzustand“ bei Facebook)

Tipp: Halte auch fest, ob und wie dein digitales Erbe gelöscht oder archiviert werden soll.

 

Deine persönliche Checkliste

 

Gehe die folgenden Punkte in Ruhe durch – am besten an einem stillen Abend, mit einer Tasse Tee und ohne Druck. Jeder Schritt zählt:

☐ Patientenverfügung erstellen
☐ Vorsorgevollmacht ausfüllen
☐ Testament verfassen
☐ Dokumentenmappe anlegen
☐ Bestattungsverfügung schreiben
☐ Finanzielle Übersicht erstellen
☐ Kontovollmachten vergeben
☐ Digitalen Nachlass regeln
☐ Vertrauensperson informieren
☐ Alle Unterlagen regelmäßig aktualisieren

 

Vorsorge ist Fürsorge

 

Du tust das nicht nur für dich – du tust es auch für die Menschen, die dich lieben. Wenn du Klarheit schaffst, schenkst du deinen Angehörigen Halt in einem Moment, der alles andere als leicht ist.

Mach es Schritt für Schritt. Du musst nicht heute alles erledigen. Aber jeder kleine Schritt macht einen großen Unterschied – und ist ein Akt der Liebe und Verantwortung.

 

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