Damit du dir vorstellen kannst, wie ein Trauer-Workshop einer Kleingruppe (2-5 Teilnehmer) abläuft, möchte ich dir die Geschichte erzählen, wie dabei Isabellas Erinnerungskissen entstand.
Inhaltsverzeichnis
1. Der Trauer eine Gestalt geben
Isabella (36) hatte vor einem Jahr eine Fehlgeburt in der 14. Schwangerschaftswoche. Bislang traute sie sich nicht, sich mit dem Verlust auseinanderzusetzen und versuchte ihren Schmerz zu verdrängen. Sie spürte aber, dass dieser Schmerz immer präsent war, mal war er leise, mal lauter und an manchen Tagen war er unüberhörbar. Dann kamen Bilder, in deren Vorstellung sie ihr Kind sah, das nicht bei ihr bleiben wollte. „Es fühlt sich an wie ein Stich ins Herz!“, beschrieb Isabella diesen Schmerz, wenn sie andere Müttern mit ihren Kindern begegnete. In diesen Momenten wurde sie noch trauriger, weil ihr der Verlust noch bewusster wurde.
Als sie den Flyer mit dem Trauer-Workshop sah, fühlte sie sich angesprochen und spürte, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich mit der Trauer auseinanderzusetzen. Dazu liebte Isabella kreatives Arbeiten. Mit dem Kurs erhoffte sie sich, ihrer Trauer einen Ausdruck und ihrem Kind einen Platz geben zu können.
2. Ankommen
Der Kurs startete damit, dass jede Teilnehmerin ihre persönliche Tagesimpuls-Karte (Kartenset von Sign) ziehen durfte, die Hinweise gab, welches Thema heute für sie im Fokus stand. Isabellas Karte hatte den Text: „Den Anfang im Ende finden!“ Hierbei ging es vor allem darum, mit der Veränderung mitzufließen, sich nicht gegen die Veränderung zu stellen und dabei jeden Augenblick zu leben und zu genießen.
Anschließend folgte eine kurze Meditation, mit der Nicole die Teilnehmerinnen auf den Prozess einstimmte. Dazu vermittelte sie, dass alles, was sich auf dem Weg zeigen möchte, eine wichtige Botschaft enthält. Es galt, seine Sinne zu schärfen und genau hinzuhören, welche Botschaften sich in Form von Bildern, Symbolen, Sätzen oder in anderen Dingen zeigen wollten.
3. Das Vorbereitungsritual
Anschließend durften die Teilnehmerinnen tiefer in ihren Schaffensprozess eintauchen, in dem sie ihre Funde weiter verarbeiteten. Einige malten ein Bild oder formten etwas aus Gips. Isabella schrieb einen persönlichen Brief an ihr Sternenkind. Endlich konnte sie sich alles von der Seele schreiben und ihrem Schmerz einen Ausdruck geben!
„Mein liebes Kind, wie sehr ich dich vermisse! Schade, dass du nicht bei mir geblieben bist und wir uns nicht kennenlernen konnten.“ Lautete eine Passage in ihrem Brief.
Während des Schreibens begann Isabella zu weinen und der Satz kam ihr in den Sinn: „Ich lasse dich jetzt frei!“
4. Symbole entschlüsseln
Nicole zeigten sich die Symbole eines Schlüssels und eines Schmetterlings. Im Gespräch fanden sie heraus, dass der Schlüssel dafür stand, dass Isabella ihr Herz aufzuschließen sollte, um die Verbindung zu ihrem Kind fühlen zu können. Das Bild des Schmetterlings war ein Symbol für Verwandlung. Dabei ging es darum, das Gefühl der Trauer in Liebe zu verwandeln und diese Liebe von Herz zu Herz fließen zu lassen.
„Ich bin immer da, ich war niemals weg. Ich vermisse dich auch. Bitte, nimm mich ein Stück auf deinem Weg mit!“
Im weiteren Gespräch versuchten Nicole und Isabella den Bogen zu Isabellas Leben zu spannen. Sie überlegten, welche Botschaft der Schmetterling und die Tageskarte „Den Anfang im Ende finden“ mit Isabellas Leben zu tun haben könnte.
Isabella befand sich in einer Neuorientierungs-Phase. Unter anderem trat sie vor Kurzem einen neuen Job an. Gemeinsam fanden sie heraus, dass ihr Sternenkind die Aufgabe hatte, Isabella in ihrer Verwandlung und auf ihrem neuen Lebensweg zu begleiten. Ihr Sternenkind hatte seinen Verwandlungsprozess bereits vollzogen und hatte seine Daseinsform verändert.
„Loslassen – frei lassen, die Verbindung von Herz zu Herz zu spüren und sich dem Wandel hinzugeben“, darum ging es.
5. Wie Isabellas Erinnerungskissen entstand
Bei der Gestaltung des Erinnerungskissens ließ Isabella alles einfließen, was sich während des Prozesses zeigte. Für das Kissen wählte sie einen grünen Stoff, weil sie Grün mit Ruhe und Frieden verband.
Dazu kam ihr die Idee, zwei Herzen aufzunähen, die mit einer Schnur verbunden sind. Die Schnur zog sie durch eine Holzkugel, so konnte diese frei von Herz zu Herz wandern.
Auf der Rückseite des Kissens brachte Isabella eine Lasche an, in die sie den Brief, den sie an ihr Sternenkind schrieb, verstaute. Auf die Lasche applizierte sie noch das Symbol eines Schmetterlings, der sie an ihren Leitspruch erinnern sollte.
Nach diesem Kurs verspürte sie neuen Mut, nach vorne zu gehen und ihren Verwandlungsprozess anzunehmen.
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