Ist es nicht erstaunlich, dass manche Menschen nach einem Verlust schneller wieder Fuß fassen und Hoffnung finden, andere hingegen sich hingegen schwerer damit tun?

Warum gibt es Unterschiede bei der Trauerverarbeitung eigentlich bzw. welche Einflussfaktoren prägen die Art und Weise, wie du mit Trauer umgehst? 

Allgemein lässt sich sagen, dass der Verlust eines lieben Menschen eine der schmerzhaftesten Erfahrungen überhaupt ist und fast immer mit Trauer einhergeht. Dabei ist die Trauer eine natürliche Reaktion, die sich bei jedem Menschen in Intensität und Dauer unterscheiden kann. (Siehe auch 4 Trauerphasen nach Verena Kast).

Nachfolgend möchte ich dir die fünf wichtigsten Einflussfaktoren auf die Trauer näher beschreiben.

 

 

1. Kulturelle Einflussfaktoren auf die Trauer

 

Die Kultur, in der du aufgewachsen bist, spielt eine wichtige Rolle, wie du gelernt hast, Trauer auszudrücken und zu verarbeiten. Jede Kultur hat dabei ihre eigenen Trauerrituale, Traditionen und Überzeugungen. In einigen Kulturen wird ein offener Umgang gepflegt und gefördert, in anderen Kulturen ist man eher zurückhaltender.

 

Wege, um Trauer auszudrücken

  • In Ägypten z.B. gibt es die sogenannten Klageweiber. Ihr lautes Weinen ist Teil des Trauerprozesses bei den Hinterbliebenen.
  • In der westlichen Gesellschaft hingegen trauert man eher ruhig in den privaten Räumen.
  • In Bali lächelt man angesichts des Todes. Dabei geht es nicht darum, über den Tod hinwegzugehen, vielmehr stellt dies ein Weg dar, Emotionen bei den Hinterbliebenen zu kontrollieren.

 

Dauer der Trauer

  • In der westlichen Kultur ist ein sogenanntes Trauerjahr Tradition, dabei trauern Witwen und Witwer ein Jahr um ihren Ehepartner. Um dies auch nach außen zu zeigen, trägt man dunkle Kleidung.
  • Bei den Navajo-Indianern, dauert die Trauerzeit hingegen nur vier Tage, danach geht man zum Alltag über. Nach dieser Zeit gilt es sogar als unangemessen, Trauer auszudrücken oder gar über den Verstorbenen zu sprechen. 

 

 

 

2. Persönlichkeit

 

Auch die Persönlichkeit hat einen großen Einfluss darauf, wie du mit dem Gefühl der Trauer umgehst. Menschen, die Zugang zu ihren Emotionen haben, fällt es oft leichter, ihre Gefühle zu zeigen und über sie offen zu sprechen. Andere tun sich schwerer damit, weil sie emotional zurückhaltend sind und vieles mit sich selbst ausmachen. 

Weitere Einflussfaktoren auf die Trauer sind zum einen die Fähigkeit zur Resilienz und zum anderen die emotionale Stärke eines Menschen. Je besser diese entwickelt sind, desto leichter wird es dir fallen, dich neuen Gegebenheiten anzupassen und einen Umgang zu finden. 

 

 

3. Unterstützung aus dem sozialen Umfeld

 

Die Unterstützung aus dem sozialen Umfeld ist weitere Einflussfaktoren, um Trauer  zu verarbeiten. Familie, Freunde und Gemeinschaft können dabei eine wichtige Stütze sein.

Ein funktionierendes soziales Netzwerk kann praktische Hilfe, emotionale Unterstützung und einen Ort bieten, an dem du über deine Gefühle sprechen kannst.

Das Fehlen einer solchen Unterstützung kann die Trauerverarbeitung erschweren und zu einem längeren und schwierigeren Prozess führen. Mehr dazu kannst du im Artikel 9 Möglichkeiten Kondolenz zu zeigen -> Wie du einen Trauernden begleiten kannst lesen. Hier findest du u.a. Tipps dazu, wenn dir das soziale Netz fehlt.

 

 

4. Todesursache

 

Die Todesursache hat ebenfalls einen Einfluss auf die Trauerverarbeitung. Ein plötzlicher und unerwarteter Tod wie zum Beispiel ein Unfall oder ein Suizid kann besonders traumatisch sein und die Trauerverarbeitung erschweren. Zusätzlich können Emotionen wie Schock, Schuldgefühle oder Wut auftreten. Siehe auch 4 Trauerphasen nach Verena Kast, die dies gut veranschaulicht.

Der Tod nach einer langen Krankheit hingegen schließt eine andere Art von Trauer an, da die Angehörigen möglicherweise mehr Zeit hatten, sich auf den Abschied vorzubereiten. (Vorgezogene Trauer, Die letzte Lebensphase begehen)

 

 

5. Frühere Verlusterfahrungen 

 

Frühere Erfahrungen mit Verlusten können den Umgang mit dem Gefühl der Trauer prägen. Durftest du erfahren, dass du in Krisen getragen und unterstützt wurdest, kannst du heute möglicherweise besser darauf vertrauen, dass es irgendwann leichter werden darf.

Das Vorhandensein eines unterstützenden Netzwerks von Freunden, Familie und anderen nahestehenden Personen kann einen großen Unterschied bei der Bewältigung der Trauer machen. Menschen, die über ein starkes soziales Unterstützungssystem verfügen, haben oft einen Ort, an dem sie ihre Gefühle ausdrücken können, erhalten Unterstützung und Trost und fühlen sich nicht allein in ihrer Trauer. Ein mangelndes soziales Unterstützungssystem kann hingegen zu einem Gefühl der Isolation und zusätzlichem emotionalen Stress führen.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner