Warum ist Selbstfürsorge in der Trauer wichtig? Dieser Frage möchte ich mit dir zusammen nachgehen und abschließend Tipps für eine gute Selbstfürsorge geben.
Vielleicht machst du gerade eine schwierige Zeit durch. Der Verlust eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung oder andere schmerzhafte Erfahrungen können tiefe Trauer auslösen. In diesen Momenten ist es besonders wichtig, gut für dich selbst zu sorgen, auch wenn es sich zunächst schwer anfühlt.
Was ist Trauer?
Bevor wir uns mit Selbstfürsorge beschäftigen, lass uns zunächst verstehen, was das Gefühl der Trauer eigentlich ist. Trauer ist eine natürliche Reaktion auf Verluste oder schmerzhafte Erfahrungen. Diese können sich in verschiedenen Formen zeigen, von Traurigkeit über Wut bis hin zu tieferer Verwirrung. Jeder Mensch ist anders, hat seine persönlichen Prägungen und erlebt Trauer daher auf seine Weise. Wichtig ist festzuhalten, dass es in diesem Zusammenhang kein „richtiges“ oder „falsches“ Trauerverhalten gibt.
Warum ist Selbstfürsorge in der Trauer wichtig?
Trauer kann dich körperlich und emotional auslaugen und dich in ein Gefühl manövrieren, als ob du in einem tiefen Loch steckst, aus dem du nicht herauskommst. Genau deshalb ist Selbstfürsorge so wichtig. Sie hilft dir, deine Kräfte zu sammeln, dich selbst zu stärken, damit du diese schwere Zeit bewältigen kannst. Sinnbildlich gesprochen ist Selbstfürsorge ein Mittel, dir selbst eine helfende Hand zu reichen. Hier stehen besonders deine persönlichen Kraftquellen im Zentrum, die dir Energie und neuen Mut geben können.
Selbstfürsorge-Tipp 1: Akzeptiere deine Gefühle
Der erste Schritt zur Selbstfürsorge in der Trauer ist die Akzeptanz deiner Gefühle. Gebe dir selbst die Erlaubnis traurig, wütend, ängstlich oder verwirrt sein zu dürfen. Deine Emotionen sind Teil des Trauerprozesses und du musst sie nicht unterdrücken oder verstecken.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie du deinen Gefühlen einen Ausdruck geben kannst, z.B. durch Weinen, Schreien oder auf den Boden stampfen. Gefühle auszudrücken bedeutet nicht, dass du laut sein musst, dies kannst du auch in der Stille tun. Durch Schreiben eines Tagebuches oder kreatives Arbeiten wie z. B. Malen oder Töpfern gibst du deinen Gefühlen eine Gestalt.
Selbstfürsorge-Tipp 2: Sprich über deine Gefühle
Du musst nicht alleine durch die Trauer gehen, du darfst dir Hilfe holen. Oft wird es als erleichternd empfunden, mit jemandem über Gefühle sprechen zu können, das kann mit Freunden, der Familie oder einem Therapeuten sein. Sie können dir das Gefühl geben, nicht isoliert zu sein, dazu dass dir jemand zuhört, Trost spendet und dich unterstützt.
Selbstfürsorge-Tipp 3: Nimm dir Zeit für dich selbst
Inmitten der Trauer kann es leicht passieren, dass du dich selbst vernachlässigst. Du bist mit deinen Emotionen und vielleicht auch mit den Bedürfnissen anderer beschäftigt, sodass du dich selbst vergisst. Aber genau das ist der Moment, in dem du besonders gut für dich selbst sorgen solltest. Finde Momente der Ruhe und des Friedens. Das können kurze Spaziergänge in der Natur, Meditation oder einfach nur das Lesen eines Buches sein. Wenn du Zeit für dich selbst nimmst, kannst du deine Batterien aufladen und dich besser um dich selbst kümmern.
Selbstfürsorge-Tipp 4: Pflege deinen Körper
Dein Körper und Geist sind eng miteinander verbunden, deshalb ist es wichtig, dass du auf deine körperliche Gesundheit achtgibst. Ein gesunder Körper und mentale Stärke sind die Basis dafür, dass du mit den Herausforderungen besser umzugehen kannst. Gesunde Mahlzeiten, ausreichend Wasser trinken und regelmäßig Schlaf bilden dabei die Grundpfeiler.
Selbstfürsorge-Tipp 5: Bewegung und Sport
Bewegung ist eine hervorragende Möglichkeit, Stress abzubauen und deine Stimmung anzuheben. Damit ist nicht gemeint, dass du ein Fitnessstudio besuchen sollst oder an einem Marathon teilnehmen musst.
Bereits ein einfacher Spaziergang, sanftes Yoga oder Schwimmen können einen positiven Einfluss auf dein Wohlbefinden haben. Wenn du in Bewegung bist, wird dein Körper mit Endorphinen geflutet, die dafür sorgen, dass du dich ausgeglichener fühlst.
Selbstfürsorge-Tipp 6: Erinnere dich an die guten Zeiten
Auch wenn du trauerst, darfst du dich an die guten Zeiten erinnern, die dich mit deinem lieben Menschen verbinden. Erinnerungen können Trost geben und helfen, den Schmerz zu lindern. Das Praktizieren von Ritualen beinhaltet Möglichkeiten, die Spuren der Erinnerungen bewusst aufzunehmen und den Verstorbenen in die Mitte zu holen.
Rituale können sein:
- Der Besuch von gemeinsamen Orten
- Das Kochen des Lieblingsessens
- Schicke eine Botschaft in den Himmel
Weitere Rituale findest du in der pdf-Liste, die du herunterladen kannst.
Selbstfürsorge-Tipp 7: Vermeide übermäßigen Alkohol und Drogen in der Trauer
In Zeiten der Trauer kann es verlockend sein, zu Alkohol oder Drogen zu greifen, um den Schmerz zu betäuben. Aber das sind keine gesunden Bewältigungsstrategien, da sie den Schmerz nur kurzfristig lindern. Auf lange Sicht gesehen haben sie keine Wirkung bzw. können die Trauer noch verstärken und die Fähigkeit zur Bewältigung beeinträchtigen.
Jedes Mal, wenn die Wirkung nachlässt, spürst du, dass der Schmerz noch da ist und du hast den Drang, wieder „abzutauchen“. Bist du in diesem Gefühlskreislauf gefangen, ist eine Trauerbewältigung schwer möglich. Wenn du feststellst, dass du es alleine nicht schaffst, dann scheu dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Selbstfürsorge-Tipp 8: Hole dir professionelle Hilfe
Es ist mutig und klug, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn die Trauer überhandnimmt und du das Gefühl hast, sie alleine nicht bewältigen zu können. Ein Therapeut, Psychologe oder eine Trauerbegleitung können dir dabei helfen, deine Trauer zu verarbeiten, deine Gefühle zu verstehen und bessere Trauerbewältigungsstrategien zu entwickeln. Es ist kein Zeichen von Schwäche, dir professionelle Unterstützung zu suchen. Im Gegenteil, damit nimmst du dich wichtig und sorgst für dich.
Für den Raum Östringen (Karlsruhe) kann ich dir Trauer-Coach Susanne Schlenker und Trauerbegleiterin Beate Schenk empfehlen.
Selbstfürsorge-Tipp 9: Finde Unterstützung in der Gemeinschaft
Du bist nicht allein mit deiner Trauer. Es gibt viele Gemeinschaften und Gruppen, die sich mit Trauer beschäftigen. Diese Gruppen können eine wichtige Unterstützung bieten, da sie Menschen zusammenbringen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. In diesen Gruppen kannst du dich öffnen, deine Gefühle teilen und von den Erfahrungen anderer lernen.
Wichtig ist anzumerken, dass Trauergruppen nicht für jeden und in jeder Trauerphase geeignet sind. Der offene Rahmen einer Gruppe kann unter Umständen traumatisierende Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Verlust wieder aktivieren. Deshalb ist es wichtig, dass du vor dem Besuch einer Trauergruppe mit deinem Therapeut / Trauerbegleiter abklärst, ob eine Gruppe für dich sinnvoll ist. Manchmal sind Einzelgespräche die bessere Lösung, weil sie einen geschützteren Rahmen bieten.
Selbstfürsorge-Tipp 10: Sei geduldig mit dir selbst
Schließlich der letzte Tipp, der nicht unwichtig ist: Sei geduldig mit dir selbst. Vielleicht fällt es dir manchmal schwer, geduldig zu sein und Nachsicht mit dir selbst zu haben. Jeder Trauerprozess verläuft anders und hat seine individuelle Länge. Menschen sind unterschiedlich und jeder hat dazu seine persönliche Geschichte, die auch das Gefühl der Trauer und den Trauerprozess beeinflussen können. Siehe auch: Einflussfaktoren auf die Trauer.