Trauer ist ein Gefühl, das mit Schmerzen verbunden und eng mit dem Erleben einer Verlusterfahrung verknüpft ist (siehe auch Traueranlässe). Nicht immer ist ihr Auslöser der Verlust eines Menschen durch Tod. Folgend möchte ich dir einige Beispiele anderer Verlusterfahrungen beschreiben, die unabhängig vom Tod eines Menschen sind.

 

 

1. Verlusterfahrungen sind vielfältig

 

Im Laufe deines Lebens wirst du mit vielen kleinen oder größeren Verlusten konfrontiert, die vielfältig sind und jeden Lebensbereich betreffen können.

Vielleicht hast du…

  • zu einem geliebten Menschen keinen Kontakt mehr
  • dich von deinen Kindern verabschieden müssen (Auszug)
  • ein Leben geführt, das nicht deines war (Abschied von Lebensentwürfen)
  • deine Heimat verlassen müssen
  • ein geliebtes Tier verloren

Manchmal geht es um das Betrauern von Wünschen, Vorstellungen und Erwartungen, die sich im Leben nicht erfüllten. Ein anderes Thema ist das Loslassen der Kinder, wenn diese ihre eigenen Wege gehen und du selbst mit der Frage konfrontiert wirst, welchen neuen Sinn du deinem eigenen Leben geben kannst.

Die Trauerreaktionen sind oft dann sehr heftig, wenn sie mit Verlusterfahrungen im Zusammenhang mit Gewalt und einem Ohnmachtsgefühl stehen. Noch dazu, wenn es keine Möglichkeit gibt, auf eine Situation Einfluss nehmen oder dich auf neue Begebenheiten einstellen zu können.

 

 

2. Verlusterfahrungen bedingen Neuorientierungsphasen

 

Verlusterfahrungen gehen oft mit einer Neuorientierungsphase einher, die Voraussetzung dafür ist, dass du in ein neues Leben gehen kannst. Zu Beginn kann es sein, dass du dich in einem Gefühlschaos befindest, weil du noch keine Klarheit über deine Gefühle hast. Im Neuorientierungsprozess wird es darum gehen, deine Gefühle zu ergründen, greifbar zu machen und dich zu sortieren, um dich auf dieser Grundlage neu ausrichten zu können.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass in dieser Phase Ängste aufkeimen, die sich darin zeigen, dass du das Gefühl hast, „in der Luft zu hängen“. Du spürst, dass eine Veränderung bevorsteht, gleichzeitig hast du noch keine Vorstellung, in welche Richtung du dich bewegen könntest. Dazu weißt du, dass es unerlässlich ist, dass du dein altes Leben – wenigstens ein kleines Stück loslassen musst. 

Der erste Schritt, um dir über deine Gefühle klar zu werden und dich zu sortieren, ist in dich hinein zu spüren und dir dabei die Frage zu stellen, was du aus deinem alten Leben in das neue mitnehmen möchtest. Was ist dir wichtig und was tut dir gut? Dazu, was du endgültig loslassen möchtest. Folgend kannst du dir dann überlegen, wie dein neues Leben aussehen könnte und was du einen besonderen Stellenwert geben möchtest.  Sobald du davon eine klare Vorstellung hast, kannst du nach Wegen suchen, deine  Wünsche umzusetzen.

Ich möchte dir nachfolgend fünf Bespiele von Verlusterfahrungen, die unabhängig vom Tod eines Menschen sind, näher beschreiben. Dazu welche Möglichkeit es gibt, das Gefühl der Trauer heilen bzw. wandeln zu können. (siehe Kurs Trauer-Wandel) 

 

 

3. Verlusterfahrungen: Zu einem geliebten Menschen keinen Kontakt mehr zu haben

 

Seit einem Streit vor 6 Jahren hatte Elly (37) keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Ihr Verhältnis zueinander war ohnehin distanziert und kühl. Dies zeigte sich darin, dass sich die Eltern kaum für das Leben ihrer Tochter interessierten und wenig präsent waren. Das Verhältnis änderte sich auch nicht, als Elly zwei Kinder bekam und ihre Eltern das erste Mal Großeltern wurden.

Mittlerweile hat sich Elly damit abgefunden, dass es keinen Kontakt zu ihren Eltern gibt. Phasenweise betrauerte sie das Verhältnis zu ihren Eltern. Besonders dann, wenn sie andere Familien miterlebt, in denen es ein gutes Miteinander gibt. 

Tief in ihrem Inneren ist in Elly – wie vermutlich in jedem Mensch – der Wunsch verankert, mit den eigenen Eltern in einem guten Kontakt zu stehen. Dass dies nicht so ist, macht Elly traurig, weil sie für sich erkennen und akzeptieren muss, dass sie nicht die Eltern hat, die sie sich gewünscht hätte.

 

Trauer-Wandel

Im ersten Schritt ist es wichtig, die Trauer anzuerkennen, dass es eine schmerzhafte Erfahrung ist, nicht diese Eltern zu haben, die Elly sich gewünscht hätte.

Ein weiterer Baustein, um den Verlust annehmen zu können, ist zu verstehen, warum es den Eltern nicht möglich war, ihre Liebe der Tochter zu geben, die sie verdient hätte. Oft gibt es hierfür schwerwiegende Gründe z. B. Kriegstraumen, die selbst Jahrzehnte auf das Familiensystem wirken und es nicht möglich machen, dass Liebe zwischen den Familienmitgliedern fließt. Diese Erkenntnis kann für Elly entlastend sein, weil sie das Schicksal der Familie greifbar macht und ihr eine neue Perspektive auf ihre Verlusterfahrung ermöglicht.

 

 

4. Verlusterfahrungen: Wenn Kinder ausziehen

 

Wenn Martina (52) die Zimmertür ihrer Tochter öffnet, findet sie dort Leere. Martinas Tochter zog vor einigen Monaten aus, seither steht in ihrem Zimmer lediglich eine Ausziehcouch für die zeitweisen Besuche ihrer Tochter. Die äußere Leere spiegelte sich in Martinas Innerem wider und das machte sie unendlich traurig.

Martina steht im Zimmer und erinnert sich an das Kinderbett mit dem roten Baldachin, in dem ihre Tochter schlief. Wie schön es war, zusammen zu kuscheln und abends Einschlafgeschichten zu lesen. Das waren besonders innige Momente. Wie viel habe sie in diesem Zimmer Uno und Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt! Später, als ihre Tochter im Teenageralter war, drang aus dem Zimmer wildes Gekicher, wenn die vier Freundinnen über Jungs sprachen und Schminktipps und Kleidungsstile ausprobierten. Schon seit der der Abiturphase erfasste Martina hin und wieder das Gefühl der Trauer, weil ihr bewusst wurde, dass ihre gemeinsame Zeit bald endet und eine neue Lebensphase für beide anbrechen wird. 

Im Oktober war es dann so weit. Sie fuhren an den Bahnhof und kurze Zeit später verschwand der Zug nach Hamburg in der Ferne. Zurück blieb eine Mutter, Tränen und das Gefühl der Leere.

 

Trauer-Wandel

Im Prozess könnte es darum gehen, die Leere mit Dingen zu füllen, die Martinas Leben bereichern und in eine neue Richtung bewegen können. Vielleicht gibt es etwas, das Martina schon lange ausprobieren will z. B. einen Tanz- oder Malkurs zu belegen. Oder etwas zu tun, von dem sie schon lange geträumt hatte z. B. eine Schiffsreise mit ihrem Mann zu machen. 

 

 

5. Verlusterfahrungen: Wenn dir klar wird, dass du ein Leben geführt hast, das nicht deines ist

 

Vera (46) entschied sich damals für einen Beruf, von dem sie glaubte, dass er der Richtige für sie ist. Rückblickend verstand sie, dass ihre erlernten Glaubenssätze sie dazu bewogen, sich für ein BWL-Studium zu entscheiden. Solide, gute Zukunftsperspektiven und gutes Gehalt waren dabei die Kriterien, die ihre Künstlerseele verstummen ließen. Ihre Eltern waren es, die ihr vermittelten, dass Kunst brotlos sei und nur ein sogenannter solider Job Lebensglück möglich macht. 

Jahre später meldete sich Veras Künstlerseele zu Wort. Diese Stimme wurde immer lauter und war irgendwann nicht mehr zu überhören! Vera begann zu spüren, dass sie als  kreativer Mensch im BWL-Bereich nicht richtig war, weil sie in diesem zahlenbehafteten Beruf ihre eigentlichen Fähigkeiten nicht ausleben konnte.

Vera betrauerte die Zeit damals nicht auf ihr eigenes Herz gehört zu haben und ihren künstlerischen Fähigkeiten keinen Raum gegeben zu haben.

 

Trauer-Wandel

Zunächst gilt es anzuerkennen, dass es schmerzhaft ist zu spüren, dass Vera damals nicht auf ihr Herz gehört hatte. Im weiteren Schritt geht es darum, das Gefühl der Trauer anzunehmen und gleichzeitig zu überlegen, wie sie heute ihrer Künstlerseele den Raum geben könnte, den sie braucht.

 

 

6. Verlusterfahrungen: Verlust der Heimat 

 

Wenn Magdalena (84) von der Flucht aus ihrer Heimat in der Batschka (Serbien) erzählt, standen ihr noch nach Jahrzehnten Tränen in den Augen. So schlimm muss es für sie gewesen sein, ihre Heimat zu verlieren!

Sie hatte keine Wahl. Als die Soldaten in ihr Haus eingedrungen waren, blieben ihr nur 5 Minuten Zeit, um so viel mitnehmen zu können, wie sie tragen konnte. Von dort aus ging es zur Sammelstelle, von wo aus sie in Arbeitslager verteilt wurden. Einige Jahre später gelang Magdalena die Flucht aus dem Lager und schaffte es, nach Österreich zu kommen. Dann geschah ein kleines Wunder! Nach 7 Jahren traf sie ihren Mann in München wieder, nachdem das Rote Kreuz den Kontakt hergestellt hatte.

Magdalena und ihr Mann fanden in Deutschland eine neue Heimat, trotzdem hatte sie es nie geschafft, sich hier zu verwurzeln, weil die Trauer über den Verlust ihrer Heimat noch überwog. 

Den ganzen Artikel zu Magdalenas Geschichte kannst du hier lesen: Verlust der Heimat und die Trauer, die nicht enden will.

 

Trauer-Wandel

Im Prozess gilt es, die Trauer und den Schmerz über den Verlust der Heimat anzuerkennen und nach Möglichkeiten zu suchen, die Heimat ein Stück nach Deutschland zu holen, dabei Wurzeln zu schlagen und im Nachhinein anzukommen.

Vielleicht könnte ein Weg so aussehen, landestypisches Essen zu kochen und auf diese Weise die Heimat verstärkt in den Alltag zu holen. Ein größeres Projekt könnte eine Reise in die Heimat sein. Dabei in der Heimat einen kleinen Baum auszugraben und ihn in der neuen Heimat wieder einzupflanzen. Dieses Trauerritual könnte dabei helfen, symbolisch Wurzeln zu schlagen. 

 

 

7. Verlusterfahrungen: Verlust eines Tieres

 

Sie gingen durch dick und dünn und waren ein gutes Team. Wenn Juna traurig war, schmiegte sie sich in Bettys Fell und die Welt war für sie gleich ein wenig friedlicher. Betty liebte lange Waldspaziergänge und ihre Frisbeescheibe in der Luft zu fangen.

Ein Tier kann Tröster, Begleiter und Freund sein und wenn das Tier stirbt, kann das sehr  schmerzhaft sein. 

Juna traute sich anfangs nicht, über ihren Verlust ihres lieben Haustieres zu sprechen, weil sie Angst hatte, dass sie belächelt würde. „Aber es war doch nur ein Tier! Wie kannst du so lange darum trauern?“. (mehr im Artikel: Trauer um ein Haustier: Ist das erlaubt?)

Leider ist es gesellschaftlich noch nicht verankert, dass auch ein Tier genau wie ein Mensch betrauert werden darf und dass in diesem Zusammenhang auch eine längere Trauerphase möglich ist, die sich in der Intension der Beziehung zum Tier widerspiegelt.

 

Trauer-Wandel

Es ist wichtig, sich zuzugestehen, dass auch ein Tier betrauert werden darf, um den Verlust anzuerkennen und annehmen zu können. Im weiteren Schritt geht es darum, um Wege zu finden, das geliebte Tier in den Erinnerungen lebendig zu halten und Trost zu finden. Siehe auch Erinnerungskissen und Begleitgespräch

 

 

8. Trauer-Wandel-Kurs 

 

Finde Trost für deine trauernde Seele bei einer spirituellen Auszeit im heilsamen Trauerraum des Waldes. Dabei dürfen sich Trauer und Schmerz wandeln und abfließen, die Liebe hingegen darf bleiben.

Das achtsame Gehen, das Praktizieren von Ritualen und einfachen Achtsamkeitsübungen können dir helfen, Verbundenheit zu dir und dem Verlorenen wieder zu spüren.

Indem du wieder deine eigenen Wurzeln fühlst, kann daraus Stärke und die Gewissheit erwachsen, dass du getragen und nicht allein bist.

 

Trauer-Wandel

Trauer-Wandel

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