Trauer kann sehr herausfordernd sein, dich emotional, seelisch und körperlich erschüttern und die verschiedensten Trauerreaktionen nach sich ziehen, mehr unter 1.). In Zeiten der Trauer können Bewältigungsstrategien Struktur und Halt geben. Zudem dein Denken und Verhalten beeinflussen, was wiederum helfen kann, Belastung und Stress in den Trauerphasen zu minimieren.
Nachfolgend möchte ich dir sechs Bewältigungsstrategien näher beschreiben und dich gleichzeitig darin bestärken, dir selbst mit Liebe und Nachsicht in der Trauer zu begegnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Zeit und Geduld
Nimm dir für deine Trauer so viel Zeit, wie du benötigst. Dazu ist es heilsam anzuerkennen, dass jeder Trauerprozess seine eigene Dauer hat. Gerade deshalb darfst du geduldig mit dir sein und brauchst dich nicht unter Druck zu setzen.
Besonders am Anfang kann Trauer sehr herausfordernd und intensiv sein. Im Laufe der Zeit werden die Abstände der Trauerphasen größer und deren Intensität abnehmen. Daneben bestimmen viele Faktoren den Verlauf und die Intensität der Trauer.
Faktoren der Trauer
- Beziehung zum Verstorbenen
- Todesumstände
- Dein Umgang mit Gefühlen
- Persönlichkeit
- Kulturelle Einflüsse
- Dein Bindungsverhalten
- Unterstützung
- Deine Fähigkeit zur Resilienz
Aufgrund der vielen Einflussfaktoren verläuft jeder Trauerprozess unterschiedlich und ist nicht mit dem eines anderen zu vergleichen.
2. Geduld und Akzeptanz
Der erste Schritt, deine Trauer verarbeiten zu können, ist, dir die Erlaubnis zu geben, trauern zu dürfen. Trauer ist fast immer mit starken Emotionen verbunden, die sich je nach Trauerphase und Einflussfaktoren in unterschiedlichen Trauerreaktionen zeigt:
- u.a. Schlafstörungen
- Unruhezustände
- Rückzug
- Verstärktes Weinen
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsstörungen
Vielen Trauernden ist oft nicht klar, dass das, was sie fühlen eine normale Reaktion und Teil eines individuellen Trauerprozesses ist und sind erleichtert, wenn sie die Trauer besser verstehen können.
Selbst Jahre nach dem Verlust kann es immer wieder Phasen geben, in denen Schmerz und Trauer verstärkt präsent sind. Es kann sein, dass du plötzlich in Tränen ausbrichst oder ein starkes Bedürfnis verspürst, mit deinem geliebten Menschen in Kontakt zu treten. In solchen Phasen ist es wichtig, Dinge zu tun, die dir guttut und Balsam für deine trauernde Seele sind. Vielleicht besuchst du gemeinsame Orte oder schaust dir alte Foto an.
3. Der Trauer Raum geben
Der Trauer ihren Raum geben, um den Schmerz und das Erlebte ausdrücken zu dürfen, ist ein wichtiger Teil der Trauerverarbeitung. Oft ist es hilfreich, mit einer vertrauten Person über den Verlust zu sprechen. Indem du Worte für deinen Schmerz findest, kannst du den Verlust greifbar machen.
Nicht immer ist Reden das Mittel der Wahl. Mancher findet Trost im Schreiben von Tagebüchern, Gedichten oder Briefen an den Verstorbenen. Wieder ein anderer erlangt über eine künstlerische Arbeit wie Malen, Singen, Nähen oder Tanzen einen Zugang zu seinen Gefühlen.
Nicht selten kann eine kreative Arbeit den Weg bahnen, erst über das Geschehene sprechen zu können und Worte zu finden.
Mehr dazu findest du im Artikel: Wie du Trauer und Schmerz loslässt und die Liebe zum Verstorbenen wiederfindest
4. Praktizieren von Ritualen
Das Praktizieren von Ritualen ist einer der wichtigsten Bewältigungsstrategien in Zeiten der Trauer. Mehr dazu findest du im Artikel: Den Todestag und Gedenktage überstehen.
Besonders in Stunden oder an Tagen, in denen der Verlust sehr schmerzt, können Rituale sehr tröstlich sein.
Rituale sind z. B.:
- Der Besuch des Grabes
- Gemeinsame Orte aufsuchen
- Fotos anschauen
- Gemeinsame Freunde treffen und über den Verstorben reden
- Brief an den Verstorben schreiben
- Kreative Arbeiten
Weiteren Ritualen findest du in der Liste
5. Achtsamkeit und Selbstfürsorge
In Zeiten mit hoher Stressbelastung, wie in Trauerphasen, ist es besonders wichtig, gut für dich zu sorgen.
Dies bedeutet, auf deine Bedürfnisse zu achten und dir Ruhepausen zum Entspannen und Regenerieren zu nehmen. Selbstfürsorge schließt alle Bereiche deines Lebens ein und ist Grundlage dafür, damit du mental, körperlich und seelisch gesunden kannst.
Diese Bereiche sind z.B.:
- gesunde Ernährung
- regelmäßige körperliche Bewegung
- ausreichender Schlaf
- Pflege von sozialer Beziehungen
- Ruhepausen
Achtsamkeitspraktiken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und das emotionale Wohlbefinden zu fördern.
Weitere Tipps zu Achtsamkeit und Wohlbefinden findest du hier:
6. Unterstützung suchen
Die Unterstützung durch andere kann Trost spenden und das Gefühl der Einsamkeit lindern.
In Krisenzeiten ist Unterstützung eine der wichtigsten Säulen der Bewältigungsstrategien. Familie, Freunde oder professionelle Helfer wie Therapeuten oder Trauerbegleiter helfen, dass es leichter werden darf.
Auch wenn es dir schwerfallen mag, Hilfe anzunehmen, können schon Kleinigkeiten eine Entlastung bringen, wie z. B. wenn jemand den Einkauf erledigt oder dir kocht.
Hast du jemanden in deinem Umfeld, der in Trauer ist, habe ich dir Möglichkeiten zusammengestellt, wie du ihn, auch mit kleinen, einfachen Dingen unterstützen kannst. 9 Möglichkeiten, wie du deine Kondolenz bekunden kannst