„Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich wirst du das Unmögliche tun.“ Franz von Assisi
Trauer ist eine der schwersten Erfahrungen, die du im Leben machen kannst. Sie trifft dich oft unvermittelt, entzieht dir Kraft und stellt dein ganzes Leben auf den Kopf. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Vielleicht fühlst du dich überfordert und weißt nicht, wo du überhaupt anfangen sollst. Das ist völlig verständlich. Doch genau deshalb ist es wichtig, in Zeiten der Trauer Prioritäten zu setzen und dir die Frage zu stellen: Was ist wirklich wichtig und was kann warten?
Wenn du lernst, Unwichtiges loszulassen, schaffst du dir den Raum, den du für deine Heilung brauchst. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du das schaffen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum sind Prioritäten wichtig?
In der Trauer hast du oft das Gefühl, dass alles gleichzeitig auf dich einprasselt: Termine, Verpflichtungen, Emotionen. Vielleicht kennst du das Gefühl, dich in Aufgaben zu stürzen, um nicht in ein Loch zu fallen. Doch du kannst nicht alles gleichzeitig bewältigen. Dein Körper und dein Geist brauchen Pausen. Prioritäten zu setzen schützt dich davor, in einem Strudel aus Aufgaben und Gefühlen unterzugehen und hilft dir, bewusst Momente der Ruhe zu schaffen.
Warum Prioritäten in der Trauer schwerfallen
Oft fällt es schwer, Prioritäten zu setzen, weil Trauer unsere Gedanken vernebelt. Die einfachsten Entscheidungen fühlen sich plötzlich überwältigend an. Vielleicht kennst du das Gefühl, eine Kleinigkeit wie das Beantworten einer Nachricht aufzuschieben, weil dir die Energie fehlt. Oder du ertappst dich dabei, ununterbrochen beschäftigt zu sein, um dem Schmerz zu entkommen. Beides ist normal – doch ein bewusster Umgang mit deinen Kräften hilft dir, nicht in der Erschöpfung zu landen.
Der erste Schritt: Was zählt wirklich?
Um Prioritäten in Zeiten der Trauer zu setzen, frage dich:
- Was brauche ich gerade, um mich besser zu fühlen?
- Welche Aufgaben sind dringend, welche können warten?
- Wer oder was gibt mir Halt und Energie?
Notiere dir die Antworten. Vielleicht stellst du fest, dass Dinge, die dir früher wichtig waren, an Bedeutung verlieren. Ein Beispiel: Früher war es dir wichtig, dass die Wohnung immer ordentlich ist. Jetzt merkst du, dass du lieber eine Pause machst, anstatt die Wäsche zu falten und das ist völlig in Ordnung.
Lerne, Nein zu sagen
Eine der größten Herausforderungen in der Trauer ist, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. Du kannst nicht immer für alle da sein, besonders wenn du selbst kaum Kraft hast. Es ist völlig in Ordnung, Einladungen abzusagen oder Aufgaben zu delegieren.
Stell dir vor, eine Freundin lädt dich zum Essen ein. Du möchtest eigentlich zusagen, doch in dir steigt das Gefühl auf, dass du einfach nur allein sein möchtest. Anstatt dich zu zwingen, kannst du sagen:
- „Ich schätze deine Einladung sehr, aber ich brauche gerade etwas Zeit für mich.“
- „Lass uns ein anderes Mal sprechen.“
- „Es geht nicht darum, andere zu verletzen, sondern deine Grenzen zu achten.“
Ein Nein zu anderen ist oft ein Ja zu dir selbst.
Die Kunst des Weglassens
Oft fühlt es sich an, als müsstest du alles erledigen, um die Kontrolle zu behalten. Doch genau das kann dich überfordern. Schau dir deine To-Do-Liste an und frage dich:
- Muss ich das jetzt erledigen, oder kann es warten?
- Kann das jemand anders übernehmen?
- Was passiert, wenn ich es einfach weglasse?
Vielleicht hast du das Gefühl, sofort Danksagungen für Beileidsbekundungen verschicken zu müssen. Doch das kann warten bis du dich bereit dazu fühlst. Du wirst erstaunt sein, wie viele Dinge du loslassen kannst, ohne dass die Welt zusammenbricht.
Prioritäten im Alltag setzen
Starte deinen Tag mit einem Moment der Reflexion.
- Was ist heute wirklich wichtig?
- Notiere dir drei Dinge, die dir heute wichtig sind.
Alles darüber hinaus ist optional. So strukturierst du deinen Tag, ohne dich zu überfordern. Und sei flexibel: Wenn du merkst, dass deine Energie nicht reicht, passe deine Liste an.
Selbstfürsorge als oberste Priorität
In der Trauerzeit ist Selbstfürsorge essenziell, keine Nebensache. Vielleicht hast du das Gefühl, einfach nur ‚funktionieren‘ zu müssen. Doch dein Körper und dein Geist brauchen Erholung. Priorisiere Dinge, die dir guttun:
- Spaziergänge in der Natur
- Meditation oder Atemübungen
- Gespräche mit vertrauten Menschen
- Ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung
Wenn du dich um dich selbst kümmerst, wirst du besser mit anderen Herausforderungen umgehen können.
Umgang mit Schuldgefühlen
Vielleicht fühlst du dich schuldig, wenn du Aufgaben liegen lässt oder Nein sagst. Doch du bist in einer Ausnahmesituation. Es ist völlig normal, deine Energie auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schuldgefühle entstehen oft aus alten Glaubenssätzen wie:
- „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
- „Die Faulen bestraft das Leben.“
Doch jetzt ist es wichtiger, dass du dich um dein eigenes Wohlbefinden kümmerst. Versuche, diese Gedanken loszulassen, und betrachte dich selbst mit Mitgefühl und Selbstakzeptanz.
Wenn Schuldgefühle aufkommen, halte kurz inne. Frage dich:
- Würde ich einem guten Freund oder einer guten Freundin in meiner Situation auch Vorwürfe machen?
- Oder würde ich Verständnis zeigen?
- Behandle dich selbst mit derselben Freundlichkeit
Langfristige Prioritäten setzen
Neben den täglichen Aufgaben ist es hilfreich, langfristige Ziele im Blick zu behalten. Frage dich:
- Was möchte ich in meinem Leben verändern?
- Welche Werte sind mir wichtig?
- Wie kann ich mein Leben so gestalten, dass es mich erfüllt?
Viele Menschen berichten, dass sie nach einem Verlust klarer sehen, was wirklich zählt. Um diesen Prozess zu unterstützen, stelle dir vor, wie dein Leben in einem Jahr aussehen soll. Was würdest du dir wünschen? Welche kleinen Schritte kannst du jetzt schon gehen?
Die Balance finden
Prioritäten setzen bedeutet nicht, alles perfekt zu machen. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen dem, was notwendig ist, und dem, was dir guttut. Erlaube dir, Pausen einzulegen, Fehler zu machen und Unterstützung anzunehmen. Deine Trauer ist ein Prozess, und Prioritäten können sich mit der Zeit ändern.
Schlussgedanken: Was ist wirklich wichtig?
Am Ende des Tages zählt nur eine Frage: Was tut dir gut? Prioritäten bewusst zu setzen, gibt dir den Raum, den du in dieser schwierigen Zeit der Trauer brauchst. Du musst nicht alles schaffen, und du musst nicht allen gerecht werden. Es reicht, wenn du dir selbst gerecht wirst. Erlaube dir, das Tempo zu bestimmen, das für dich richtig ist, und vertraue darauf, dass du deinen eigenen Weg findest.
Prioritäten zu setzen bedeutet, den eigenen inneren Kompass neu auszurichten. Vielleicht fühlst du dich gerade verloren, doch mit jedem bewussten Schritt legst du deinen eigenen Weg frei – einen Weg, der dir entspricht und dich in deinem Tempo trägt.
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