Dein inneres Kind sehnt sich danach, gesehen, geheilt und angenommen zu werden. In diesem Artikel erfährst du, wie die Arbeit mit dem inneren Kind dir in Zeiten der Trauer helfen kann.

Trauer kann wie eine Tür sein, die sich öffnet – und hinter ihr liegt nicht nur der Schmerz des aktuellen Verlustes, sondern auch lange vergessene Erinnerungen und Emotionen aus der Kindheit. Vielleicht spürst du alte Ängste wieder, fühlst dich plötzlich so verletzlich wie damals als Kind oder merkst, dass dein Schmerz tiefer geht, als du erwartet hast.

Ich habe mich auch im Zusammenhang mit meinem eigenen Trauerprozess intensiv mit der Arbeit mit dem inneren Kind beschäftigt und dabei erleben dürfen, welch großes Potenzial sie in der Trauerbewältigung hat. Deshalb möchte ich mit diesem Artikel zeigen, wie du dein inneres Kind bewusst wahrnehmen und begleiten kannst. Denn wenn du lernst, dich selbst in deiner tiefsten Verletzlichkeit anzunehmen, kannst du nicht nur durch deine Trauer hindurchgehen, sondern dabei auch alte Wunden heilen.

 

Sarahs Begegnung mit ihrem inneren Kind

 

Ich möchte dir am Beispiel von Sarah zeigen, welche Wirkung die Arbeit mit dem inneren Kind haben kann.

Sarah verlor ihre Mutter nach langer Krankheit. Damals glaubte sie, auf den Abschied vorbereitet zu sein – doch als der Moment kam, traf die Trauer sie unerwartet hart. Neben der tiefen Traurigkeit spürte sie eine intensive Angst, verlassen zu werden. In stillen Momenten kehrten Erinnerungen an ihre Kindheit zurück: einsame Abende, in denen sie Trost suchte, während ihre Mutter lange arbeitete.

Durch ihre Freundin lernte sie die Methode Arbeit mit dem inneren Kind kennen. Sarah schloss die Augen und stellte sich die kleine Sarah vor – ein Mädchen mit traurigen Augen, die sich nach Geborgenheit sehnte. Behutsam sprach sie zu ihr: „Ich sehe dich. Du bist nicht allein.“ Tränen liefen ihr über das Gesicht, eine lang unterdrückte Sehnsucht brach hervor.

Durch regelmäßige Visualisierungen und das Schreiben von Briefen an ihr inneres Kind erkannte Sarah, dass ihre Verlassenheitsängste nicht nur mit dem Tod ihrer Mutter, sondern mit alten Wunden zusammenhingen. Nach und nach konnte sie sich selbst den Trost geben, den sie als Kind vermisst hatte. So wurde ihre Trauer nicht nur ein Abschied, sondern auch ein Weg zur tiefen Selbstheilung.

 

Was ist die Arbeit mit dem inneren Kind?

 

Hast du in deiner Trauer schon einmal das Gefühl gehabt, dass ein viel jüngerer Teil von dir weint? Dieser verletzte innere Anteil trägt emotionale Narben aus der Kindheit, die in Zeiten des Verlusts besonders spürbar werden.

Die Arbeit mit dem inneren Kind ist eine Methode aus der Psychotherapie, die darauf abzielt, das verletzte Kind in dir zu erkennen, mit ihm in Kontakt zu treten und es und damit deine Trauer zu heilen. Jeder Mensch trägt Prägungen aus der Kindheit in sich – geformt durch Liebe und Geborgenheit, aber auch durch Zurückweisung, Schmerz und Angst. Diese Prägungen beeinflussen dein Verhalten, insbesondere in Krisensituationen wie der Trauer. Mehr dazu: Wie das Bindungsverhalten die Trauer beeinflusst

Wenn du lernst, dein inneres Kind bewusst wahrzunehmen und ihm Mitgefühl zu schenken, kannst du alte Wunden heilen und verstehen, wie sie dein heutiges Erleben der Trauer beeinflussen.

 

Wie beeinflusst dein inneres Kind deine Trauer?

 

Ein Verlust kann unerwartet alte Ängste und Glaubenssätze aktivieren. Vielleicht kennst du das: Ein geliebter Mensch stirbt, und plötzlich durchströmt dich eine tiefe Angst, erneut verlassen zu werden – eine Angst, die du bereits als Kind empfunden hast. Möglicherweise spürst du Schuldgefühle oder Zweifel daran, ob du genug warst. Häufig liegen die Wurzeln dieser Emotionen in deiner Kindheit.

Trauer verstärkt oft unterdrückte, unbewusste Gefühle. Wenn du dich deinem inneren Kind zuwendest, kannst du erkennen, welche Ängste aus der Vergangenheit stammen und nicht mehr zu deinem heutigen Selbst passen. Durch das bewusste Lösen alter Muster wird Trauer zu einem heilsameren Prozess.

Welche alten Glaubenssätze erkennst du in deiner eigenen Trauer?

 

Die Verbindung zwischen Trauer und ungelösten Kindheitswunden

 

Trauer ruft eine Vielzahl von Emotionen hervor: Wut, Angst, Schuld oder Ohnmacht. Diese Reaktionen sind oft nicht allein auf den aktuellen Verlust zurückzuführen, sondern auf tiefere Prägungen:

  • Verlassenheitsangst: Wenn du als Kind Zurückweisung erfahren hast, kann der Verlust eines geliebten Menschen dieses Gefühl verstärken.
  • Perfektionismus und Schuldgefühle: Wenn du gelernt hast, dass Liebe an Leistung gebunden ist, können in der Trauer starke Schuldgefühle auftreten.
  • Unterdrückte Emotionen: Musstest du als Kind „stark sein“? Dann fällt es dir möglicherweise schwer, deine Trauer authentisch auszudrücken.

 

Wie du mit deinem inneren Kind arbeiten kannst

 

Doch wie kannst du mit diesem verletzten Anteil in dir in Kontakt treten? Hier sind einige bewährte Methoden:

1. Meditation und Visualisierung

Setze dich an einen ruhigen Ort, schließe die Augen und stelle dir dein inneres Kind vor. Sprich liebevoll mit ihm und gib ihm die Sicherheit, die es als Kind vielleicht vermisst hat.

2. Tagebuch schreiben

Schreibe deinem inneren Kind Briefe. Frage es, was es fühlt, und lasse es ohne Bewertung antworten. Notiere Glaubenssätze, die dich in deiner Trauer belasten.

3. Arbeit mit Spiegeln

Schaue dir in die Augen und sage dir: „Ich sehe dich. Ich liebe dich. Du bist sicher.“ Diese Technik stärkt das Gefühl der Geborgenheit.

4. EFT (Emotional Freedom Techniques)

Klopfe sanft auf bestimmte Akupunkturpunkte, während du negative Glaubenssätze aus deiner Kindheit löst. Eine Anleitung dazu findest du im Artikel: Wie EFT den Schmerz der Trauer lindern kann.

5. Kreativer Ausdruck

Male, bastle oder singe – Kreativität kann helfen, Emotionen zu verarbeiten.

6. Selbstmitgefühl entwickeln

Sei geduldig mit dir. Heilung braucht Zeit, und dein inneres Kind hat vielleicht Angst, sich zu zeigen. Gib ihm die Zeit, die es braucht.

 

Schlusswort: Wie die Arbeit mit dem inneren Kind dir in der Trauer helfen kann

 

Die Arbeit mit dem innere Kind ist ein wertvolles Tool, um Trauer bewusster zu durchleben und alte Wunden zu heilen. Sie hilft dir, liebevoll mit dir selbst umzugehen, emotionale Blockaden zu lösen und dich besser zu verstehen. Wenn du lernst, dein inneres Kind anzunehmen, kannst du nicht nur deine aktuelle Trauer verarbeiten, sondern auch tiefsitzende Verletzungen heilen und gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen.

Trauer kann schmerzhaft sein, aber sie kann auch eine Brücke zu deinem inneren Kind schlagen. Wenn du es liebevoll begleitest, wirst du nicht nur den Verlust bewältigen, sondern auch eine tiefere Verbindung zu dir selbst aufbauen.

 

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